Ist das Prophetie gewesen? Die düstere Vorahnung eines Mannes, der in seinem
Leben schon alles erlebt hat? Vielleicht wollte Ferdinand Karl Piëch an jenem Abend im September 2012 aber auch nichts weiter als vor den Risiken des Übermuts warnen, als er diese fünf Worte sprach: „Hochnäsigkeit in den eigenen Reihen.“Bei der Präsentation des Golf VII in Berlin hatte Automobilwoche den VW-Patriarchen gefragt, worin nach seiner persönlichen Analyse die größte Gefahr für den seit Langem vom Erfolg verwöhnten VW-Konzern besteht. Drei Jahre danach traf „Dieselgate“ den Konzern mit voller Wucht. Einige VW-Ingenieure hatten tatsächlich geglaubt, ihre trickreichen Manipulationen an Dieselmotoren könnten niemals entlarvt werden.
Das war hochnäsig. Und verheerend – finanziell sowie für das Renommee des Unternehmens.Nun, nochmals anderthalb Jahre später, kehrt der 80 Jahre alte Piëch den Wolfsburgern den Rücken zu. Anfang April hat er vereinbart, den Großteil seiner Anteile an der Porsche Holding, die 52 Prozent der Stimmrechte an VW hält, zu verkaufen. Ferdinand Piëch ist fertig mit VW. Es ist eine Zäsur, wie es sie nur selten gab in der Industriegeschichte.
Ausgerechnet jener Mann, der den Weltkonzern und seine inzwischen zwölf Marken in den vergangenen drei Dekaden geprägt hat wie kein Zweiter, wendet sich ab von Volkswagen.Auch mit einem Großteil der Familie hat Piëch gebrochen. Sein Cousin Wolfgang Porsche etwa, Oberhaupt einer Hälfte des weitverzweigten Clans (siehe Stammbaum), hatte erst im März wieder gestichelt, Verwandte könne man sich leider nicht aussuchen.