Der Wachstumsmotor China fällt aus

Bei der Flaute am chinesischen Automarkt ist kein Ende in Sicht. Im September lag der Pkw-Absatz zum fünfzehnten Mal in Folge unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Laut Daten des Autoverbands CAAM wurden im September 1,93 Millionen Autos verkauft – 6,3 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. In den ersten drei Quartalen ging es gar um zwölf Prozent nach unten.

Alles spricht dafür, dass die Verkaufszahlen 2019 nach 2018 zum zweiten Mal rückläufig sein werden. Yale Zhang von Automotive Foresight in Schanghai erwartet, dass die monatlichen Verkäufe bis zum Jahresende weiter zurück­gehen. Alle Beobachter erwarten einen Aufwärtstrend nicht vor 2020. China werde nicht länger der Wachstumstreiber für den globalen Automarkt sein, befürchtet Daniel Yergin, Chef des Mobility and Energy Future Project von IHS Markit.

Mehrere Faktorenmachen den Autobauern in China zu schaffen: der Wegfall finanzieller Anreize, Restriktionen für Autos in den Städten, Lagerabbau bei Händlern sowie der Handelsstreit Chinas mit den USA.

Peking setzte Steuervorteile für Kleinwagen aus und fuhr die Subventionen für Elektroautos zurück, was die Nachfrage belastet. Gleichzeitig führen mehrere Städte den strengenAbgasstandard China 6– der etwa Euro 6 entspricht – bereits vor dem landesweiten Stichtag im Juli 2020 ein. Viele Kunden schieben deshalb laut Zhang den Kauf eines neuen Autos auf: „Sie warten, bis die ­Autofirmen Modelle produzieren, die auch die neuen Standards ­erfüllen.“

Seit Jahresanfang versuchen Händler, ihre hohenLagerbeständeabzubauen und nehmen daher den Autoherstellern weniger Fahrzeuge ab. Dieser in reifen Märkten normale Vorgang sei für China etwas relativ Neues, urteilt IHS Markit.

Angesichts dieser Schwierigkeiten fällt noch etwas anderes ins Gewicht: Das rasante Wachstum des sogenanntenRide-Hailing, das den Nutzen eigener Autos zunehmend infrage stellt. IHS Markit schätzt das Wachstum der bequemen Taxirufe per App für 2018 auf 28 Prozent und erwartet für 2019 einen ähnlichen Zuwachs. Dadurch würden in dem Jahr etwa 300.000 Autos weniger verkauft.

Die Androhung immer höhererZöllezwischen China und den USA schlagen auch in der Teile­industrie auf die Stimmung. Die Experten sind unsicher, ob die aktuelle Flaute nur vorübergehend ist oder auf langfristige Probleme hinweist. Yergin: „Ist dies nur eine Delle in einem jahrzehntelangen Aufwärtstrend oder der Anfang einer neuen Normalität?“

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Aus dem Datencenter:

Autoabsatz in China von Juni 2018 bis September 2019