Deutschlands Werke stellen um auf Elektro

Mancher Standortwettbewerb zahlt sich langfristig doch noch aus, auch wenn man zunächst unterliegt. Als BMW vor 20 Jahren nach einem Gelände für ein neues Werk suchte, war Grünheide bei Berlin noch verschmäht worden. Der Zuschlag ging an Leipzig. Doch jetzt entsteht auf genau dem Gelände, das Grünheide damals BMW angeboten hatte, das deutsche Tesla-Werk samt angeschlossener Batteriefabrik.

Der E-Auto-Pionier aus den USA ist mit seinen Anstrengungen nicht allein. Der Einzug der Elektromobilität beschert der deutschen Automobilindustrie den größten Wandel seit Jahrzehnten. An fast allen Standorten wird gebaut. Die Investitionen gehen in die Milliarden.

Am energischsten treibt Volkswagen-Chef Herbert Diess den Umbau voran. Das Werk in Zwickau wurde bereits komplett auf Elektro umgestellt. Emden, Hannover und später auch Wolfsburg sollen folgen. Ford baut Köln zum E-Auto-Standort aus, Opel sein Stammwerk in Rüsselsheim. Audi transformiert Ingolstadt, und Porsche nimmt sich nach Stuttgart auch Leipzig vor.

BMW verabschiedet sich beim Umstieg sogar von einem Symbol: Der Vierzylinder verschwindet aus München. Zwar wird die Firmenzentrale weiterhin so heißen, die Produktion der Verbrennungsmotoren nebenan muss aber Platz machen für die Montage von E-Autos. Verbrenner wird BMW dann nur noch in England und Österreich bauen.

Mercedes-Benz nutzte den Umbau in Sindelfingen, um die Montage komplett umzukrempeln. In der Factory 56 wurde das Fließband abgeschafft. Stattdessen gleiten die Karossen auf Transportrobotern von einer Montageinsel zur nächsten.

Und nicht nur die Fahrzeugwerke sind betroffen. Auch die Komponentenfabriken bekommen neue Aufgaben und werden auf E-Motoren und Batteriesysteme umgestellt. Hinzu kommen eigene Batteriezellfabriken. VW errichtet eine in Salzgitter, die Opel-Mutter Stellantis in Kaiserslautern.

Dass mit Tesla nun ein neuer Konkurrent nach Deutschland drängt, bereitet VW-Chef Diess zumindest öffentlich keine Sorgen. "Ich sehe das Tesla-Investment in Deutschland sehr positiv, weil ein lokaler Wettbewerber immer auch die Wettbewerbsfähigkeit der Region und sogar des Industriestandorts steigert", sagte er der Automobilwoche. "Mit Tesla in Brandenburg und Volkswagen in Niedersachsen entsteht gerade ein interessantes Cluster in diesem Teil Deutschlands."

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