Lamborghini geht auf Elektrokurs. Mit Plug-in-Hybriden und nach 2025 auch einem ersten E-Lambo will CEO Stephan Winkelmann die VW-Tochter zukunftsfähig machen. Ganz lassen will er vom Verbrenner aber nicht. E-Fuels könnten konventionelle Antriebe CO2-neutral machen. "Das könnte eine Möglichkeit sein, auch über 2030 hinaus glaubwürdig Verbrenner anzubieten."
Herr Winkelmann, Audi steigt bis 2033 aus dem Verbrenner aus, Bentley schon 2030. Wann ist Lamborghini an der Reihe?
Wir haben noch keine Entscheidung getroffen, wann oder ob wir überhaupt endgültig aus dem Verbrenner aussteigen werden. Wir haben als erste Phase jetzt zunächst die Hybridisierung vor uns. Das ist eine gewaltige Aufgabe, die uns viel abverlangt. Wir werden 2023 und 2024 unsere gesamte Modellpalette erneuern und hybridisieren. Ab Ende 2024 bieten wir dann nur noch Plug-in-Hybride an. Dadurch reduzieren wir die CO2-Emission um mindestens 50 Prozent gegenüber dem heutigen Stand. Danach reden wir über die Elektrifizierung.
Wie geht es dann weiter?
In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts bringen wir unsere vierte Modellreihe, unser erstes vollelektrisches Fahrzeug. Daran arbeiten wir. Und auch die nächste Generation des Urus wird dann vollelektrisch werden.
Und die Supersportwagen?
Bei den klassischen Supersportwagen wie den Nachfolgern von Aventador und Huracán setzten wir auf Hybridisierung. Und wir wissen noch nicht, wie es mit synthetischen Kraftstoffen weitergeht. Das könnte eine Möglichkeit sein, auch über 2030 hinaus glaubwürdig Verbrenner anzubieten. Wenn es diese Möglichkeit gibt, wollen wir uns diese nicht nehmen, indem wir vorzeitig aus der Technik aussteigen. Wir haben genügend Zeit, das zu entscheiden, sobald die neuen Hybride auf dem Markt sind.
Wird Lamborghini dann zur letzten Bastion des Verbrenners?
Auch in den 30ern wird es Marken geben, die in Südamerika weiter Verbrenner anbieten. Der komplette Ausstieg betrifft ja meistens nur Europa. Andere Marken können da regionalisieren, diese Möglichkeit haben wir nicht. Bei uns muss jedes Modell den gesamten Erdball abdecken. Das gilt dann auch für die Motorisierung.
Supersportwagen und Elektro – passt das überhaupt zusammen?
Wir haben immer gesagt: Wir müssen bei dieser Technologie nicht die Ersten sein. Aber wenn wir kommen, müssen wir die Besten sein. Dieses Versprechen werden wir auch einhalten. Sonst würden wir nicht in diese Technologie einsteigen.
Wie sieht es dann mit der Reichweite aus, vor allem, wenn die Autos schnell gefahren werden?
Natürlich ist das Thema Reichweite bei einem Elektrofahrzeug wichtig. Das werden wir nicht außer Acht lassen. Aber hier gibt es zwei Entwicklungen, die uns in den nächsten Jahren helfen werden. Die Ladeinfrastruktur wird besser werden, die Ladezeit wird sich verkürzen. Und wir werden eine neue Generation von Batterien sehen, mit höherer Energiedichte. Das wird uns helfen, die Angst vorm Liegenzubleiben zu verkleinern.
Porsche und Audi haben mit Taycan und e-tron GT schon E-Sportwagen im Programm. Warum übernehmen Sie die Plattform nicht einfach?
Weil das für einen Lamborghini nicht reichen würde. Heute ist in Sachen Performance im Konzern noch nichts in der Schublade, was auch für uns reichen würde.
Das Interview führte Frank Johannsen.
Dieser Text stammt aus der Edition "Generation E". Jetzt bestellen!