BMW liefe jetzt hinterher und Toyota verschlafe gerade das Elektroauto, hört man regelmäßig von Journalisten. Auch ein Autoprofessor mahnt die Hersteller zur Eile,will man den Anschluss an Tesla nicht verlieren.
Und die Beratergilde sieht in ihren Absatzprognosen das E-Auto ohnehin bei einem Drittel, gleich ob 2025 oder erst imJahr 2030. Ohne unternehmerisches Risiko lässt sich vonder Kanzel eben gut predigen.
Niemand kennt den Zeitpunkt, wann diese gigantische Elektroauto-Offensive auf dieerforderliche Nachfrage treffen wird. Geschweige denn, ob ein Run auf den Stromer überhaupt einsetzt. Fragt man Chefs von Zulieferern nach einem Datum, erntet man meist leichtes Schulterzucken. Größer noch ist die Skepsis im Autohaus.
Denn die Händler wissen, wo nicht nachgefragte E-Autos landen werden: auf deren Hof nebenden Dieselfahrzeugen mit den Standschäden. Die Hersteller sind die Einzigen, diesich risikofreudig auf selbsterfüllende Prophezeiungen verlassen. Denn zu groß sind bereits deren Milliardeninvestitionen in die E-Mobilität.
Sollte das E-Auto scheitern, schaufeln sich die meisten Autobauer gerade ihr eigenes Grab. Je schneller, je höher das Tempo, mit dem sie Tesla und chinesischen Autobauern hinterherhetzen. China ist nur einer der drei großen Märkte. In den USA hat Donald Trump gerade bekannt gegeben, E-Autos nicht länger zu fördern. Das wird Tesla wehtun, aber mehr noch wird es die geplanten E-Offensiven von Daimler, Audi oder Volkswagen ausbremsen. Für das Thema Elektroförderung blieb den drei deutschen Autobossen neben den großen Agendapunkten Zölle und Direktinvestitionen in Washington wohl eher keine Zeit.
Und in Europa beweisen die Gelbwesten in Frankreich, was sie von einer Carbonsteuer, also einer E-Auto-Subvention halten. Bereits 2,9 Centimes auf den Liter Benzin und 6,5 auf Diesel könnten Präsident Emmanuel Macron zu Fall bringen. Das alles zeigt, dass der Elektro-Drops noch lange nicht gelutscht ist. Womöglich handelt es sich dabei auch um bittere Lakritze.
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