Frankfurt/Main. Sven Leyens-Wiedau, Leiter Trade Marketing und Kommunikation Pirelli Pkw-Reifen und Ersatzgeschäft, erklärt, warum der italienische Reifenhersteller nach acht Jahren Pause auf die IAA zurückkehrt. Die Firma setzt damit einen Kontrapunkt zu anderen Zulieferern, die der IAA 2007 fernbleiben.
Herr Leyens-Wiedau, warum hat Pirelli entschieden, dieses Jahr wieder auf die IAA zurückzukehren?
Wir waren ja schon vor zwei Jahren im Rahmen einer Kooperation auf der IAA vertreten, allerdings nur als Mitaussteller am Stand der Firma Novitec. Damals haben wir sehr viel positive Resonanz bekommen, sodass wir uns entschieden haben, unseren Auftritt dieses Jahr zu verstärken. Wir werden uns zwar wieder mit Novitec zusammentun, vor allem beim Aufbau einer gemeinsamen Versorgungsanlage im Hintergrund, doch nach vorne wird Pirelli erstmals wieder einen eigenständigen Stand haben. Der Auftritt von Pirelli auf der IAA ist für uns ja ein nationaler Auftritt, wo wir uns als Pirelli Deutschland GmbH präsentieren. Anders als etwa beim Autosalon in Genf im Frühjahr, der für Pirelli eine gute Möglichkeit für einen internationalen Auftritt bietet.
Was für Reaktionen waren es genau, die Sie vor zwei Jahren so ermutigt haben?
Vor allem Kontakte auf der Ebene des Key-Account-Managements, von Vertriebsdirektion oder sogar Geschäftsführung. Auf der IAA kommen einfach sehr viele bedeutende Leute zusammen, und man findet viel leichter kurzfristig eine Gelegenheit, sich zusammenzusetzen und bestimmte Sachen zu besprechen. Hinzu kam, dass an den Publikumstagen viele Besucher auf uns aufmerksam geworden sind, sodass wir unterm Strich zu dem Schluss gekommen sind, dass sich ein größeres Engagement auf jeden Fall lohnt.
Viermal in Folge hatte Pirelli auf der IAA keinen eigenen Stand. Warum eigentlich?
Aus Kostengründen, ganz einfach. Während der Zeit haben wir die Prioritäten auf andere Messen in Deutschland verlagert. Für Pirelli als Reifenhersteller ist natürlich die Reifenmesse in Essen alle zwei Jahre wichtig und auf Endverbraucherseite auch die Essen Motorshow.
Gibt es eine Art Gruppenzwang, dem Sie sich nicht verschließen können, wenn etwa ein Unternehmen wie Continental sagt "Wir gehen grundsätzlich immer auf die IAA"?
Da kann ich glücklicherweise sagen: Nein, das ist nicht so. Man könnte das bisweilen vermuten, doch im Hintergrund sind einfach die sachlichen Gründe die gleichen, die die Wettbewerber zum Auftritt auf der IAA bewegen.
Welche Thematik wird Pirelli in diesem Jahr präsentieren?
Wir haben Produkte zum Thema Ökologie, wie etwa ein Reifenluftdruckkontrollsystem, das dem Endverbraucher nicht nur helfen kann, Energie zu sparen, sondern auch die Reifen zu schonen. Wir haben aber auch Themen, die in die klassische Pirelli-Welt gehören, wie zum Beispiel den neuen Hochleistungsreifen P-Zero, oder den Pirelli Golf, der seit 30 Jahren zum ersten Mal wieder neu auflebt.
Wie werden Sie diese Themen verpacken? Auf der IAA stellen mehr als 1000 Unternehmen aus, da muss man sich - gerade als Zulieferer - sicher ein paar Pointen ausdenken.
Pirelli hat den Ruf, die einzige Marke unter den Reifenherstellern zu sein, die gefüllt ist mit Emotionen, die geprägt ist vom italienischen Lebensstil. Wir leben ja nicht nur von Technik und Produkterwartungen. Man sagt uns auch nach, dass wir die reizvollsten Damen am Stand hätten, das nur als ein Beispiel. Auch die Verköstigung findet bei uns eine andere Betonung als an anderen Ständen.
Läuft man nicht dennoch Gefahr, im Buhlen um die Aufmerksamkeit der Besucher hintenanzustehen? Mercedes mietet die Festhalle, BMW lässt sich spektakuläre Bauten errichten, überall blitzt poliertes Blech ...
Man sollte sich nicht mit den Falschen vergleichen. Es wäre vermessen, wenn Pirelli sagen würde: "Mercedes mietet die Festhalle, was können wir denn mal dagegenhalten?" Wir würden auch gerne die Festhalle mieten, klar, aber das wäre im Grunde nicht im Verhältnis. Wir setzen nicht auf Größe, sondern versuchen, etwas stilbewusster zu sein, manchmal vielleicht auch etwas exklusiver. Man muss mit den finanziellen Möglichkeiten, die man hat, und mit der Standfläche, die sich daraus ergibt, ein Konzept erstellen, das der eigenen Marke und den Besuchern gerecht wird. Das haben wir, denke ich, ganz gut hinbekommen. Wenn wir zum Beispiel eine Serie von roten Reifen präsentieren und daneben steht eine Dame im farblich passenden Kleid, die auch noch fundiert zum Produkt Auskunft geben kann und eventuell noch einen Espresso reicht, dann ist das eine Rundumbetreuung, der kaum ein Besucher widerstehen kann.
Rote Reifen - ein Projekt für die Zukunft oder nur ein Messegag?
Bedauerlicherweise eher ein Messegag, weil die Rußpartikel, die einen normalen Reifen schwarz machen, physikalische Aufgaben haben hinsichtlich Abnutzung oder Griffigkeit. Rote Reifen werden wir vorerst also nicht anbieten.