München. Webasto hat mit einem Problem zu kämpfen, das viele global agierende Zulieferer betrifft. Die ITStrukturen sind häufig dezentral ausgerichtet – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Organisation. Die Stockdorfer sind an weltweit 50 Standorten vertreten. Viele Niederlassungen wurden im Rahmen von Joint Ventures gegründet, die dann sukzessive in den 80er- und 90er-Jahren übernommen wurden. „Die Firmenstruktur und damit die IT-Struktur waren somit äußerst dezentral ausgerichtet“, erklärt Bernd Göllnitz, Chief Information Officer. Ein erster Ansatz, ein einheitliches ERP-System (ERP: „Enterprise Resource Planning“) zur Effizienzsteigerung der betrieblichen Abläufe einzusetzen, führte laut Göllnitz zu Insellösungen. Der Grund: Die Installationen und Anpassungen wurden dezentral unabhängig voneinander durchgeführt. Das hatte letztlich zur Folge, dass Daten- und Prozessmodelle auseinanderdrifteten. „In dieser Heterogenität steckt letztlich ein hohes Risiko, da die ITund die Prozesskosten damit dramatisch ansteigen“, so Göllnitz.
Zudem erschwert die uneinheitliche und aufgesplitterte Prozesslandschaft die Abläufe nachhaltig. Daher wurde die strategische Zielsetzung im IT-Bereich neu ausgerichtet. Im Vordergrund steht die Reduktion des Aufwands durch Vereinheitlichung der internen Prozesse – und damit letztlich auch eine Kostenreduzierung. Der Hersteller von Standheizungen und Dachsystemen führt dazu eine komplette Neukonstruktion der Prozesse durch. Ein Pilotprojekt wurde 2004 in Portugal gestartet. Projektname: Genesis. Geführt wird Genesis von einem globalen Projektmanagement und einem Tandem aus Fachbereichen und der IT, das die zentrale Prozessverantwortung und Steuerung in den Händen hält. Lokale Projektleiter wiederum sichern die Vorgänge an den Standorten ab. Mithilfe dieser Eingreiftruppe zieht Webasto die globale Harmonisierung sowie eine Neugestaltung der Datenarchitektur für 7000 Mitarbeiter durch.
Inzwischen folgten weitere europäische Standorte. 2008 stehen vor allem Asien und die USA auf dem Programm. Der Nutzen steckt im Detail: Die Anzahl der prozessbegleitenden Systeme wird fortlaufend reduziert. Gleiches gilt für die Pflege der Schnittstellen. Webasto setzt dabei großflächig auf SAP-Lösungen. Bei Webasto verspricht man sich von der Neuausrichtung jährliche Einsparungen in Millionenhöhe. Göllnitz: „Wir beschleunigen obendrein durch die Standardisierung signifikant die Integration neuer Firmen und Standorte weltweit.“ Und: Prozessverbesserungen sowie Innovationen stehen für alle Anwender künftig gleichzeitig bereit. Bis 2011 soll die Neuausrichtung beendet sein. Einziger Wermutstropfen: Durch die lange Laufzeit können sich Rahmenbedingungen, Projektteilnehmer und Organisationsstrukturen ändern. Die Anpassung an neue Strukturen kostet wiederum Zeit und Geld.