Für die „Detroit Three“ – „Big“ nennt sie in den USA niemand mehr – geht es ums nackte Überleben: Ohne staatliche Soforthilfen für GM und Chrysler in Höhe von 17,4 Milliarden Dollar, die noch von Präsident George W. Bush genehmigt wurden, wäre die Pleite nach Chapter 11 kaum noch abzuwenden. „Die Autokonzerne sollten diese Chance, ihr Missmanagement zu beenden, nicht verstreichen lassen“, mahnte Obama, der die Amtsgeschäfte am 20. Januar übernimmt.
GM und Ford suchen ihr Heil nun dort, wo die unliebsame Konkurrenz herkommt – im Ausland, bei ihren Tochtergesellschaften wie Opel oder Ford of Europe. Sie sollen die Technologien liefern, mit denen GM und Ford gegen Toyota, Honda, Hyundai und BMW verlorenes Terrain zurückgewinnen wollen. Denn die US-Manager haben erkannt, dass sich die heimische Kundschaft vom typischen amerikanischen Auto – groß, billig, technologisch rückständig, spritverschwendend, qualitativ schlecht – abwendet. Der Weltstandard für Autos kommt längst aus Asien und Europa. Hinzu kommt: Der CAFE-Standard (CAFE: „Corporate Average Fuel Economy“) der US-Regierung soll deutlich verschärft werden. Demnach muss bis 2020 der durchschnittliche CO2-Ausstoß von Neuwagen in den USA bei 159 Gramm pro Kilometer liegen.
Zwar sind Europa und Japan heute schon weiter und streben in den nächsten Jahren deutlich strengere Grenzwerte an. Zunächst muss die Regierung Obama jedoch festlegen, welche Grenzwerte ab 2011 bis 2015 gelten sollen. Die erwogene Anhebung der Standards um 25 Prozent würde für die Unternehmen nicht nur Mehrkosten von 47 Milliarden Dollar bedeuten. GM, Ford und Chrysler brauchen dringend Technik aus Übersee: Downsizing-Motoren, Diesel, Hybridantriebe und effiziente Getriebe. „Zwar sind die US-Hersteller nun gezwungen, effizientere Modelle zu entwickeln und sich breiter aufzustellen, doch das Kaufverhalten der Kunden wird sich nicht so schnell ändern“, fürchtet Sascha Heiden, Analyst bei Global Insight.
So sei die Nachfrage nach kleineren Fahrzeugen mit den höheren Spritpreisen gestiegen, derzeit ist der Benzinpreis jedoch wieder rückläufig. Prompt melden einige Ford-Händler, dass sie nicht genügend F150-Pick-ups liefern können. Ford will das Zwei- Tonnen-Auto nun in zusätzlichen Schichten bauen. Doch dies ist ein Strohfeuer. Die Zeit der US-Schlitten läuft ab. Bei den Pkw liegen Toyota und Honda heute schon vorne – auch bei alternativen Antrieben. Rund zwölf Prozent des Pkw-Bestsellers Toyota Camry werden in der Hybrid-Version bestellt.