München. An allen Standorten wurden weitgehend identische Fertigungsprozesse und -anlagen aufgebaut, „was den Installationsaufwand sowie die Anlauf- und Optimierungskosten maßgeblich minimiert“, erklärt Ilka Horstmeier, Leiterin Planung und Produktion Antriebssysteme. Der Premiumhersteller hat im vergangenen Jahr knapp 400 Millionen Euro in die drei Standorte sowie in das Joint-Venture-Werk im chinesischen Shenyang investiert. Davon flossen rund 180 Millionen Euro in die neue Produktionsinfrastruktur für die Baukastenmotoren. Mit dem neuen System könne BMW „sehr kurzfristig und flexibel auf Änderungen in der Kundennachfrage oder auf Marktentwicklungen reagieren“, so Horstmeier. Möglich sei das, weil die Produktionsvolumen zwischen den einzelnen Fertigungslinien oder Motorstandorten verschoben werden könnten.
Flexibler dank Baukasten
„Wesentliche Voraussetzung für diese Flexibilität ist ein einheitliches Konstruktionsprinzip mit Reihenanordnung“, veranschaulicht die Motorenchefin. „An einem Montageband können wir so künftig bis zu vier Grundmotoren herstellen, von denen wir alle Ländervarianten und Leistungsderivate ableiten.“ Alle Antriebe der neuen Baukastengeneration verfügen über Turboaufladung und zahlreiche Standardelemente. Dazu zählt beispielsweise das Aluminium-Kurbelgehäuse mit einer identischen Schraubenanordnung, auf dem die jeweils spezifischen Zylinderköpfe für Diesel- und Benzinmotoren montiert werden können. Insgesamt liegt der Anteil der verwendeten Gleichteile bei bis zu 60 Prozent. „Die baulichen Übereinstimmungen zwischen Benzin- und Dieselmotoren betragen rund 40 Prozent“, berichtet Horstmeier. Der Baukastenansatz wirke sich zudem positiv auf die Produktqualität aus. Weniger Teile vereinfachten die Prüfungen. „Darüber hinaus haben wir unsere Qualitätsprozesse standortübergreifend standardisiert und eng vernetzt.“ Aktuell werden im Werk München pro Tag mehr als 850 Motoren aus dem Baukasten gebaut, das Maximum liegt bei 60 pro Stunde. Bei einem Dreischichtbetrieb, der 22 Stunden pro Tag umfasst, wären das 1320 Aggregate. Die Kapazitäten in Hams Hall und Steyr sind mit denen von München identisch. Bislang werden an den drei Standorten nur Drei- und Vierzylinder- Aggregate gebaut. Der geplante Sechszylinder soll auf einer Extralinie gefertigt werden. Ab wann und in welchem Werk, verrät BMW noch nicht. Nur so viel: München bekommt den Zuschlag nicht.