Herr Röhl, die Automechanika ist ein Branchen-Barometer. Welche Impulse erwarten Sie vom Main?
Die Messe gibt dem Aftermarket besser als jede andere Veranstaltung Gelegenheit, die Bedeutung dieses Wirtschaftszweigs darzustellen. Sie ist aber nicht nur wichtig, weil dort Trends gesetzt werden, sie stärkt auch das Selbstbild der Branche. Denn Service und Teilehandel sind eben nicht der „Bauchladen der Autoindustrie“, wie es ein Automobilmanager genannt hat, sondern Garanten der Mobilität. Und es fördert das Selbstbewusstsein jedes Werkstattinhabers, wenn ihm in Frankfurt wieder einmal klar wird, auf welch hohem technologischen Niveau wir eigentlich arbeiten.
Wie geht es den Teileherstellern und dem freien Teilehandel? Die freien Werkstätten sind laut ZDK-Geschäftsklimaindex ja recht zufrieden.
Kein Widerspruch – und das gilt auch für den Teilehandel. Etwa die Hälfte unserer Mitglieder erwartet weitere Zuwächse in diesem Jahr, und Optimismus ist bekanntlich der erste Schritt zum Erfolg. Wobei dieser vorsichtige Optimismus auf Fakten beruht.
Etwa der Tatsache, dass die Fahrzeuge immer älter werden?
Das ist ein wichtiger Faktor: Pkw sind im Schnitt 8,8 Jahre alt. Die Zahl älterer Autos steigt, viele sind Zweit- oder Drittwagen ohne Bindung an die Service-Organisationen der Autohersteller. Die entsprechend gute Auftragslage freier Werkstätten, die unsere größte Kundengruppe bilden, spiegelt auch der Teilehandel wider.
Weniger glücklich verläuft dagegen Ihr Kampf um eine neue EU-Designrichtlinie – hier haben die deutschen Teilehändler kürzlich einen Rückschlag erlitten.
Die gegenwärtige Regelung des Designschutzes – verkürzt ausgedrückt das Verbot, sichtbare Fahrzeugersatzteile des freien Aftermarket zu vertreiben – ist eine Monopolregelung zugunsten der Autohersteller und zulasten des Wettbewerbs. Die Einführung einer Reparaturklausel hätte allen Beteiligten Rechtssicherheit gegeben und für mehr Wettbewerb gesorgt. Gescheitert ist sie vor allem an der Haltung Deutschlands und Frankreichs im EU-Ministerrat. Die EU-Kommission hat aber zugesagt, die Liberalisierung dieses Markts erneut in Angriff zu nehmen. Das ist auch dringend geboten, denn die Reparaturklausel ist ja bereits in elf EU-Ländern in Kraft, und die Argumente für ihre Einführung sind überzeugend.
Die Kfz-Branche muss akuten Nachwuchsmangel fürchten. Wie steuert der GVA hier gegen?
Noch spüren wir kaum einen Engpass, aber die demografische Entwicklung kann auch uns dieses Problem bescheren. Deshalb engagieren wir uns in einer entsprechenden Kampagne, die den Jugendlichen die vielfältigen beruflichen Möglichkeiten aufzeigt, die der Großhandel allgemein und der Kfz-Teilegroßhandel im Speziellen jungen Menschen zu bieten hat.
Im Kfz-Gewerbe vollzieht sich ein Konzentrationsprozess. Was heißt das für den freien Teilehandel?
Die Entwicklung bei den Autohäusern betrifft uns nur mittelbar, denn übernimmt ein Händler einen anderen, bleiben die Betriebsstätten meist erhalten und damit auch unsere Kunden. Im Service besteht der Prozess im Wesentlichen darin, dass sich immer mehr freie Werkstätten einem Werkstattsystem anschließen. Wenn das zu größeren Einheiten führt, ist das für uns nicht von Nachteil, denn diese sind oft besser organisiert und haben höhere Einkaufsvolumen. Diese Form der Konzentration stärkt also die Struktur unseres Segments noch.