Hannover. Sie heißen zwar leichte Nutzfahrzeuge, doch im Geschäft mit Stadtlieferwagen und Transportern tun sich viele Hersteller und Zulieferer schwer. Zumindest auf dem Boommarkt schlechthin, in China. "Für den Markt im Reich der Mitte sind die Kostenstrukturen unserer technisch gut ausgestatteten Fahrzeuge aus Europa nicht wettbewerbsfähig“, sagt Karl Viktor Schaller, Ex-Vorstand von MAN und Fahrzeugexperte der TU München. "In der Preisklasse von umgerechnet deutlich unter 10.000 Euro kommen wir mit bewährten Konzepten nicht voran“.
Doch auch bei den schweren Lkw und Bussen ist das geschäftliche Umfeld derzeit alles andere als ideal. "Natürlich spüren wir die durch die Staatsschuldenkrise ausgelöste Schwäche in einigen Ländern Südeuropas“, räumt VDA-Präsident Matthias Wissmann ein. "Im Gesamtjahr ‑ werden die Neuzulassungen von Lkw über sechs Tonnen in Westeuropa um vier Prozent auf rund 250.000 Einheiten zurückgehen“, prognostiziert der Verbandschef. Dennoch bleibt Wissmann optimistisch. "Wir dürfen den Blick nicht auf Europa allein verengen“, mahnt der Gastgeber der 64. IAA Nutzfahrzeuge, die am 20. September in Hannover beginnt. So zeigt der wichtige US-Markt im laufenden Geschäftsjahr solides Wachstum.Der russische Nutzfahrzeugmarkt legt ebenfalls zu "und ist mit über 160.000 Fahrzeugen fast doppelt so groß wie der deutsche“ (Wissmann). Ganz zu schweigen von riesigen Märkten wie Indien und Brasilien, von denen sich die Branche kräftige Impulse erhofft. Die Aufbruchstimmung spiegelt sich in vielen Eckdaten und Rekorden rund um die Nfz-IAA. So liegt die Zahl der Weltpremieren mit 354 um 30 Prozent über der bisherigen Bestmarke von 2010. Insgesamt 1904 Aussteller machen sich auf zur Branchenschau in Hannover. Und mit 1047 Unternehmen aus dem Ausland "wird die IAA Nutzfahrzeuge noch internationaler“, so der VDA.Geballte Ladung
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass ein Thema die Messe dominieren wird: Senkung der Emissionen. Mit schadstoffreduzierten Motoren und energiesparenden Reifen stellen sich Hersteller wie Daimler und Zulieferer wie Continental auf die künftige Euro-6-Norm ein. Neben ihrer bedeutenden wirtschaftlichen Dimension haben die Emissionsrichtlinien auch eine hochpolitische Komponente: "Um den aktuell rückläufigen Markt zu beleben, ist es zum einen nötig, den immer noch anhaltenden Stopp der Förderzusagen für Euro-6-Lkw noch vor Beginn der IAA Nutzfahrzeuge aufzuheben“, fordert VDIK-Chef Volker Lange. "Zum anderen muss die Bundesregierung kurzfristig Klarheit über den zukünftigen Mautvorteil für Euro-6-Fahrzeuge schaffen“, legt der Präsident des Importeursverbands nach.
Ob die Politik diese Forderungen nun erfüllt oder, angesichts der knappen Kassen, auch nicht – VDA-Chef Wissmann verspricht eine in jeder Hinsicht spannende Nfz-IAA: "Die eindrucksvolle Innovationskraft dieser Branche wird in Hannover in ihrem vollen Umfang sichtbar und erlebbar“, kündigt der "Hausherr“ an. "Und damit meine ich alle Aussteller, also die Hersteller von schweren Lkw, von Transportern, von Anhängern und Aufbauten sowie die vielen kompetenten kleinen und großen Zulieferer aus aller Welt.“