Hamburg. Es ist eine der erstaunlichsten Personalien der jüngeren VW-Geschichte: Uwe Hück, Betriebsratschef des Sportwagenbauers Porsche, gehört seit dem 1. Juli dem Aufsichtsrat des Mutterhauses VW an. Zur Erinnerung: Vor der Integration Porsches in den VW-Konzern hatte der David aus Stuttgart versucht, den Wolfsburger Goliath zu übernehmen. An vorderster Front kämpfte Hück bis 2009 mit Porsche-Chef Wendelin Wiedeking um Macht und Einfluss in der VW-Zentrale. Zu Hücks ärgsten Widersachern zählte der VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh.
Nun schlägt Hück versöhnliche Töne an: „Bernd Osterloh ist ein toller Kollege, Freund und ein ausgewiesener Fachmann, der unsere Interessen gut vertritt“, sagte der Porsche-Mann der Automobilwoche. „Wir werden die anstehenden Aufgaben gemeinsam anpacken, ganz nach dem Motto ‚nicht bruddeln, sondern gestalten‘“. Das schwäbische Verb „bruddeln“ steht für „granteln“ oder „zürnen“.
Ein Faustkämpfer preist den Fußballsport
Die nächsten Herausforderungen sind so knifflig wie komplex. So zieht Porsche 2016 den Rohbau seines Sportcoupés Panamera aus dem Werk Hannover von VW Nutzfahrzeuge ab, wo dann Ersatzbeschäftigung benötigt wird. Und die nächste Generation des schweren Porsche-SUV Cayenne, das bislang am Porsche-Standort Leipzig endmontiert wird, soll ab 2017 komplett im slowakischen VW-Werk Bratislava entstehen.
Auch vor diesem Hintergrund will sich Hück im VW-Gremium mannschaftsdienlich zeigen: „Wie bei einem Fußballspiel kommt es im Aufsichtsrat auf ein gutes Miteinander an“, sagte er dieser Zeitung. „Man muss ein Teamplayer sein und darf nicht eigensinnig allein agieren, sonst bekommst Du von Deinen Mitspielern keinen Ball.“ Bernd Osterloh hatte zuvor erklärt: „Wir arbeiten jetzt seit dem Jahr 2009 eng und vertrauensvoll zusammen. Uwe Hück ist für uns ein starker und verlässlicher Partner geworden.“
Hoffnung auf Politiker aus Niedersachsen
Zeit verlieren will Hück im VW-Rat nicht: „Unsere Kontrollaufgaben sind breit gestreut. Wir müssen zum Beispiel die anstehenden Strukturveränderungen mitgestalten“. Sein „neuer Job“ am Mittellandkanal bringe „natürlich mehr Arbeit“ mit sich. Doch Hück weiß auch: „Als Aufsichtsrat von Volkswagen hat man großen Einfluss und viel Verantwortung.“
Beides will Hück zur Stärkung der 600.000 Jobs im VW-Konzern nutzen: „Das VW-Gesetz garantiert uns Arbeitnehmern weitreichende Mitbestimmungsmöglichkeiten. Ich bin jetzt einer von zehn Kollegen auf der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat von Volkswagen“, betont er. „Von den zehn Aufsichtsräten auf der Kapitalseite stellt zwei das Land Niedersachsen. Das ist natürlich ein Vorteil, wenn es bei Entscheidungen um Themen wie Beschäftigungssicherung geht.“ Hücks klare Ansage: „Ich bin als Kämpfer bekannt, bin aber gleichzeitig auch immer ein Teamplayer“.