"Jedem den Meine"

Hamburg. In der großflächigen norddeutschen Schlüsselregion der Industriegewerkschaft Metall (IGM) steht eine Top-Personalie an. Hartmut Meine, langjähriger Leiter des IGM-Bezirks Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, wird sich Ende dieses Jahres in den Ruhestand begeben. Damit mache der 64-jährige Funktionär "frühzeitig einen Generationswechsel an der Spitze der IG Metall" entlang der Achse Hannover – Magdeburg möglich, teilte die Interessenvertretung der Arbeitnehmer mit. "Die Gremien der IG Metall wurden bereits informiert", hieß es weiter.

Nach Angaben der IG Metall hat Meine seinen Ausstieg aus dem Berufsleben bewusst jetzt gewählt, um die Kontinuität der tarif- und gesellschaftspolitischen Arbeit des IG Metall Bezirks sicherzustellen. "Die Tarifverträge für die Metall- und Elektroindustrie sowie für Volkswagen laufen bis Ende 2017 beziehungsweise Januar 2018", so die offizielle Verlautbarung. Demnach ermöglichen es diese langen Zeitspannen einem neuen Bezirksleiter respektive einer künftigen Bezirksleiterin, sich in die anstehende Arbeit systematisch einzuarbeiten und auf die kommenden Tarifrunden intensiv vorzubereiten.

"Innerhalb des IG-Metall-Bezirks gibt es eine Vielzahl von geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten, die die Aufgaben eines IG-Metall-Bezirksleiters übernehmen können. Darüber müssen jetzt die Gremien beraten und nach der Sommerpause entscheiden", schließt das Kommuniqué. Konkrete Namen wurden verständlicherweise nicht genannt, auf dass die im Rennen um Meines Nachfolge unterliegenden Personen nicht beschädigt werden.

Meine, dem der Autor dieser Zeilen im Laufe der Jahre bei den verschiedensten Anlässen begegnet ist, gilt als zäher Verhandlungsführer und fairer Sachwalter von Arbeitnehmerbelangen mit gutem Gespür für das von der Gegenseite gerade noch Akzeptable. Unvergessen ist der flapsige Fast-Fluch eines hochrangigen VW-Managers hinter vorgehaltener Hand, der den obligatorischen Handschlag nach der späteren Tarifeinigung natürlich dennoch nicht verweigerte: "Meine, zieh Leine". In Kreisen der gewerblich Beschäftigten kursiert ein ähnlich einprägsamer Ausspruch, angelehnt an das lateinische "suum cuique", einen schon von den antiken Griechen gepflegten philosophischen Ansatz: Da sich ihr "Hartmut", wie ihn viele Mitstreiter schlicht rufen, auch für vermeintlich weniger bedeutsame Auseinandersetzungen bei kleinen Betrieben nie zu schade war und ist, fordern sie statt "Jedem das Seine" gern "Jedem den Meine".