Herr van Hooydonk, wie wirkt sich der zunehmende Informationsaustausch zwischen Fahrer und Außenwelt auf die Gestaltung aus?
Das ist ein Topthema, mit dem wir uns schon eine Zeitlang beschäftigten und noch eine ganze Weile beschäftigen werden. Es geht darum, wie Informationen künftig eingegeben und dargestellt werden. Was die Darstellung betrifft, sind wir ein großer Fan von Head-up-Displays, die wir fast flächendeckend eingeführt haben. Wir glauben, dass der Kunde wichtige Informationen am besten direkt vor sich eingeblendet sehen möchte. Deshalb halten wir auch künftig an Head-up-Displays fest.Arbeiten Sie bei der Eingabe von Informationen zunehmend mit Touchscreens?
Klar, Touchscreens werden immer mehr eingesetzt. Die gibt es in der Consumer Electronic schon länger, ganze Generationen wachsen damit auf. Sie sind nur Touchscreens gewohnt, ihnen müssen wir gerecht werden. Aber wir müssen darauf achten, dass man die Eingabe auch noch handhaben kann, wenn man mal ein bisschen schneller fährt.Wie wird der Innenraum künftig aussehen?Jetzt kommt so langsam die Zeit der Reduzierung, und davon träumen wir ja schon länger. Sehen Sie sich unsere Concept-Cars der vergangenen Jahre an: Die sehen wahnsinnig aufgeräumt aus, fast keine Schalter mehr, die Displays sind natürlich eingebettet in die Geometrie. Das machen neue Technologien möglich.Wann wird man die OLED-Technik in Ihren Fahrzeugen sehen?Die organischen LEDs sind noch nicht im Serieneinsatz, aber wir haben gerade auf der CES in Las Vegas gezeigt, was wir mit OLEDS bei den Heckleuchten machen können. Von OLED erhoffe ich mir auch Einiges für unsere Displays. Das Material ist sehr dünn und die Farbqualität wirklich sehr schön. Damit könnten wir die Displays noch besser in unsere Cockpits einfügen. Momentan nutzen wir noch TFT-Displays, die haben eine gewisse Tiefe, die wirkt wie ein Brett. Davon wollen wir weg. Wie gehen Sie generell mit den vielen technischen Neuheiten um?Wir gehen in eine Zeit, wo die Technologie immer mehr möglich macht. Aber ich glaube, dass der Mensch immer weniger davon sehen will. Die Zeiten sind vorbei, in denen man nur fasziniert war von Technik. Der Kunde will jetzt wissen: Was bringt mir das? Wie macht es mein Leben besser? Wir bei BMW haben uns angewöhnt, nicht einfach die neueste Technik in das Auto hineinzustecken, sondern genau zu überlegen, wie wir sie so einsetzen können, dass es für die Kunden wirklich von Vorteil ist – und gleichzeitig unsere Markenidentität noch verstärkt.Können Sie dafür ein Beispiel nennen?Ein klassisches Beispiel ist die LED-Technologie. LED an den Frontscheinwerfern hat mittlerweile jeder Anbieter. Aber wir haben sie so eingesetzt, dass daraus etwas Markenprägendes entstanden ist, nämlich unsere Tagfahrlichtringe. So wollen wir bei allen Technologien vorgehen, die noch kommen.Apropos Licht – wie wird das Laserlicht die Optik verändern?Laserlicht ist eine schöne Sache, weil es eine noch kleinere Lichtquelle hat als eine LED. Für Laserlicht reicht eine Quelle. Künftig werden Scheinwerfer, die heute noch ziemlich groß sind, erheblich kleiner.Wird ein kleiner Scheinwerfer denn besser aussehen? Die Augen beherrschen doch das Gesicht eines Fahrzeugs.Wie schön das aussehen kann, sieht man an unseren Concept-Cars, wie dem BMW M4 Concept oder dem BMW Gran Lusso Coupé.In der Vergangenheit hatten wir einen M1 oder einen Achter mit Klappscheinwerfern. Wenn die eingeklappt waren, sah man nur die Zusatzlichter, ein ganz flaches Lichtband bis an die Nieren. Das finde ich heute noch sehr schön. Für die Zukunft kann ich mir ein ganz schmales Band sehr gut vorstellen. Wir wird sich das autonome Fahren auf die Gestaltung auswirken?Schon für das teilautonome Fahren benötigen wir so Einiges an Radar und Sensoren. Das Fahrzeug muss ja eine komplette Rundumsicht haben. Wir haben Kameras und Radargeräte in Testwagen schon eingesetzt – und die kann man nicht verstecken. Die Herausforderung an das Design ist, Lösungen zu finden, Zusatzgeräte so einzufügen, dass es zur Formensprache passt. Das ist auf Anhieb nicht so einfach. Ich habe aber die Hoffnung, dass die Sensoren mit der Zeit ein bisschen kleiner werden. Aber das sind Dinge, denen man in Zukunft mehr Platz einräumen muss.Und wo schaffen Sie dafür Platz?Man sollte technischen Neuerungen jedenfalls nicht außen befestigen, dann sieht das Auto aus wie „back to the future“. Verstecken kann man sie auch nicht, aber so einbauen, dass das Auge des Fahrers nicht sofort darauf fällt. Wir haben zum Beispiel eine Kamera in der Niere integriert oder im Spiegelfuß in der Frontscheibe. Das Ganze sollte harmonisch wirken. Das werden wir schon hinbekommen, wir haben dafür ja noch ein bisschen Zeit.