Möglicherweise freut es den einen oder anderen Autobauer insgeheim, wenn ein Konkurrent beim Abgasthema Probleme hat.Denn jede gebundene Ressource beim Wettbewerber ist ein Vorteil im beinharten Kampf um Marktanteile. Somit wird man vermutlich vergeblich auf eine gemeinsame Offensive in Sachen Selbstzünder warten. Folglich kann auch Matthias Wissmann als Sprecher der Automobilindustrie nicht mehr verlautbaren, als dass man in schwerer Sorge um den Diesel sei. Umso überraschender ist es, dass das Kfz-Gewerbe jetzt mobil macht. Jürgen Karpinski, der Präsident des ZDK, hat offensichtlich Spaß an der Offensive gefunden. Nachdem er erst jüngst die Deutsche Umwelthilfe als "grün angestrichenen Abmahnverein" bezeichnet hatte, widerspricht er nun vehement dem ADAC und seinem Rat an die Verbraucher, mit dem Kauf eines Diesels abzuwarten.
Aber wäre es nicht eigentlich die Aufgabe des Automobilclubs, seinen fast 20 Millionen Mitgliedern vorzurechnen, was E-Autofahren in Zukunft kosten könnte? Denn miteinem aktuellen Betriebskostenvergleich eines E-Golf mit einem Golf GTD ist es ja nicht getan. Seit der Jahrtausendwende ist der Strompreis um mehr als 100 Prozent gestiegen. Bei wachsender Nachfrage und zu erwartenden neuen, kreativen Stromumlagen des Gesetzgebers kann man selbst bei konservativer Schätzung mit einer weiteren Verdopplung bis 2030 rechnen.
Dabei sind die neuen Tarif-Modalitäten, wie sie von Stromanbietern in Österreich schon praktiziert werden, nochgar nicht berücksichtigt. Wenn Sie dort aufgrund Ihres Schnellladers für das E-Auto mehr Strom benötigen als der Durchschnittshaushalt, fällt der Preis für die Kilowattstunde nicht etwa - er steigt. Über Installationskosten für Baggerarbeiten, Mauerdurchbrüche und die Powerwall will ich bei diesem Szenario gar nicht erst nachdenken. Auch deshalb nicht, weil mir Tesla auf seiner Website mitteilt: "Gegenwärtig verfügen wir über keinen Elektriker für Ihre Region."
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