München. Bosch-Chef Franz Fehrenbach riet schon vor zwei Jahren, die chinesische Automobilindustrie beim Thema Elektroauto nicht zu überschätzen: "Die Gesetze der Elektrochemie gelten auch in China“, hatte er mit Hinweis auf die ungelösten Probleme beim Lithium-Ionen-Akku gesagt. Da hat er zweifellos recht. Auch in China ist bei dem Thema eine gewisse Ernüchterung eingetreten. Selbst BYD, einer der größten Hersteller von Lithium- Ionen-Akkus für Handys und Computer, hat entgegen vieler Ankündigungen noch kein funktionierendes Elektroauto auf den Markt gebracht. Den Grund nennt Karl-Thomas Neumann, China-Chef von BYD-Kooperationspartner Volkswagen: "Laptop-Akkus zu bauen ist etwas anderes als eine Batterie für ein Elektroauto. Das ist alles andere als trivial.“
Einen ähnlichen Schritt wie bei den Motorrollern, bei denen Peking den Verbrennungsmotor über Nacht einfach verbot, traut sich die Regierung beim Auto nicht. Aus gutem Grund: Die Technik ist noch nicht so weit. Aber Chinas Regierung ist beharrlich: Im neuen Fünfjahresplan stellt sie 100 Milliarden Yuan (elf Milliarden Euro) für die Entwicklung von Plug-in-Hybrids und E-Mobilen zur Verfügung. 2015 sollen eine Million, 2020 sogar fünf Millionen Elektroautos auf Chinas Straßen fahren. Das klingt zwar viel. Die Bundesregierung plant im gleichen Zeitraum nur eine Million Elektroautos. Doch vor dem Hintergrund des Autobooms in China relativiert sich diese Zahl wieder. Analysten schätzen, dass im Jahr 2020 in China bis zu 26 Millionen Neuwagen zugelassen werden. Hält das knapp zweistellige Wirtschaftswachstum an, könnten es sogar über 40 Millionen sein.
So gesehen ist das Ziel der Bundesregierung nicht weniger ambitioniert. Allerdings handeln Peking und Berlin aus unterschiedlichen Beweggründen: Während die Bundesregierung so ihre Klimaschutz-Bemühungen dokumentieren und die heimische Autoindustrie fördern will, sorgt sich China vor allem wegen der Abhängigkeit vom Öl. Das Land verfügt über keine nennenswerten Vorkommen. Die Aussicht, künftig mit Japan, Nordamerika und Europa in einen Verteilungskampf ums Öl zu geraten, behagt Peking gar nicht. Deshalb sollen Autos lieber mit Strom fahren. Der stammt in China vor allem aus Kohlekraftwerken. Der CO2-Bilanz nutzen die Stromer dort deshalb überhaupt nichts.