München. Zuerst kommt die schlechte Nachricht zum neuen Jahr. Meine ökonometrischen Berechnungen haben Folgendes ergeben: Das Bruttoinlandsprodukt 2009 wird gegenüber Vorjahr um 8,7 Prozent fallen. Und jetzt die gute: Meine Schätzung stimmt genauso wenig wie die anderen Prognosen der letzten Wochen. Fast täglich hatten sich führende Wirtschaftsinstitute überboten. Minus 2,2 orakelte der Ifo-Chef in München, minus 2,7 kam aus Kiel, und mit satten minus 4,0 Prozent katapultierte sich der Chefvolkswirt der Deutschen Bank in die Schlagzeilen. Dieses Kaffeesatzlesen muss aufhören, und zwar sofort.
Zum einen fehlt den Auguren das ökonomische Modell, das die Finanzkrise auch nur ansatzweise richtig abbilden könnte. Und zum anderen sollten sich die Wirtschaftsforscher daran erinnern, dass auch sie eine moralische und gesellschaftliche Verpflichtung haben, die psychologische Spirale im Abschwung nicht weiter nach unten zu drehen. Wir alle wissen, dass das kein einfaches Jahr wird. Doch wenn man schon beim Bäcker spöttelnd gefragt wird, ob die Krise bereits bei einem angekommen sei, dann lässt das hoffen. Vielleicht ist der ökonomische Sachverstand auf der Straße doch größer als bei einigen Sachverständigen.
Vom Aufschwung ist beim kleinen Mann nichts angekommen. Gut möglich, dass er jetzt spürt, dass auch der Abschwung ins Leere laufen könnte. Das Tanken macht ihm wieder Spaß. Das Einzige, was nervt, ist ein Wirtschaftsprofessor, der jetzt höhere Benzinpreise fordert, wenn auch aus Sorge um die Zukunftsinvestitionen der Autohersteller. Offen gesagt, ich wünsche uns allen niedrige Benzinpreise und dass wir in diesem Jahr nicht mit Sorge, sondern mit Zuversicht agieren, im festen Glauben, die Herausforderungen zu meistern.