München. Auf grün getrimmt ist sie, die 62. IAA. Hoffen wir, dass sich kein Besucher verirrt im Dickicht grüner Bambusrohre auf dem vom VDA geplanten Umweltpfad. Sonst müsste er schreien: Holt mich hier raus! Hoffentlich findet der Autokäufer noch den Spaßparcours zu den faszinierenden Autos.
Fakt ist: Vielen Autoherstellern zieht es gerade die Beine auseinander. Wenn es klappt, wird’s ein Spagat. Einer zwischen Öko und Emotion, zwischen umweltschonender Mobilität und automobiler Faszination. Ich fürchte nur, dass sich alle Marken ein grünes Mäntelchen umhängen. Doch maßgeblich sind weder Mäntelchen noch Farbe. Entscheidend ist die Glaubwürdigkeit darunter. Die deutschen Autobauer haben hier Terrain verloren, das es jetzt zurückzuholen gilt. Doch wer das nur mit schnell aus der Schublade geholten „Innovationen“ versucht, die längst zum Standard gehören, wird beim Umweltthema nicht punkten. Mehr noch: Auch grüne Technologien kosten Geld und müssen von jemandem bezahlt werden. Gedacht wird hier an den deutschen Autokäufer. Nur der kauft gerade nicht, weil ihm die Fahrzeuge schon ohne „Öko“ drin zu teuer sind.
Gewinnen werden in Frankfurt nur jene Autofirmen, die ihren Spagat glaubwürdig aufs Parkett legen, gleich ob ihr Flotten-CO2-Wert über oder unter 150 g/km liegt. Moralische Vorwürfe wird sich eh kaum ein Verbraucher machen, der ein Auto kauft. Zumindest so lange nicht, wie Sigmar Gabriel, Deutschlands führender Dienst-Jet-Einzelflieger laut „BamS“, auf Strecken wie Berlin-Hannover-Brüssel und zurück mal eben mehr CO2 in die Atmosphäre bläst als ein SUV im Jahresmittel. Aber vielleicht läuft Herr Gabriel ja zur IAA. Das täte seiner Fitness gut – und ganz sicher auch seiner Glaubwürdigkeit.