Wer in China Autos verkaufen will, muss sie dort auch produzieren. Diese Logik hat als erster der frühere VW-Chef Carl Hahn erkannt. Bereits 1984 eröffnete er nach zähen Verhandlungen mit dem Staatskonzern SAIC im Schanghaier Vorort Anting die erste VW-Produktion, zusammen mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl und Chinas Vizepräsidenten Li Peng.
Aus der kleinen CKD-Montage von damals ist inzwischen ein Netz von Produktionsstandorten im ganzen Land geworden. Statt nur SAIC gibt es inzwischen drei Joint-Venture-Partner. Die anderen deutschen Hersteller folgten dem Beispiel. Bei Mercedes-Benz steht inzwischen sogar das größte Werk weltweit in China. 2017 war Peking am bisherigen Spitzenreiter Bremen vorbeigezogen. Nur Porsche leistet sich den Luxus, den Markt komplett aus Europa zu bedienen.
An allein elf Standorten produziert VW Fahrzeuge mehrerer Konzernmarken, darunter auch Škoda und die lokale Billigmarke Jetta. Und es wird fleißig weitergebaut. In Hefei entsteht gerade der dritte E-Auto-Standort im Land, nach Anting, wo einst alles begonnen hat, und Foshan. Die Konzerntochter Audi, die seit 1991 in den VW-Werken montieren lässt, baut in Changchun jetzt ihre eigene Fabrik für E-Autos.
Auch BMW investiert kräftig in den Ausbau der Kapazität seiner beiden Werke. In Dadong, wo BMW seit 2003 Autos baut, wurde der Ausbau gerade abgeschlossen. "Für die BMW Group sind unsere chinesischen Produktionsstandorte von großer Bedeutung", unterstrich Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic am Gründonnerstag zur offiziellen Eröffnung der Erweiterung. Zusätzlich lassen die Bayern seit 2021 beim Partner Brilliance in dessen eigenen Fabriken Autos per Lohnfertigung montieren.
Daimler eröffnete bereits 2019 in Peking ein zweites Werk für seine neuen Elektromodelle. Zusätzlich zum bestehenden Werk im Süden der Hauptstadt wurde im Vorort Shunyi ein zweites eröffnet. Den Standort hatte das dortige Gemeinschaftsunternehmen im Jahr zuvor vom Partner BAIC übernommen und dann umgebaut.
Längst vorbei sind die Zeiten, in denen ausschließlich für den örtlichen Markt produziert wurde. BMW lässt seit 2020 den iX3 für den gesamten Weltmarkt in Dadong bauen, einschließlich Export nach Deutschland.
Noch einen Schritt weiter geht Mini. Zusammen mit Great Wall entsteht in Zhangjiagang gerade eine neue Fabrik, in der ab 2023 neue Elektro-Minis für den gesamten Weltmarkt gefertigt werden. Aus dem Stammwerk Oxford kommen dann nur noch die Verbrenner. Der Mercedes-Kleinwagen Smart zieht sogar komplett nach China um: Gebaut wird er künftig nur noch im neuen Gemeinschaftswerk mit Geely in Xi’an. Die bisherige Fabrik im französischen Hambach hat Daimler an Ineos verkauft.