Herbert Diess war die Erleichterung anzusehen. Vier Jahre nachdem der VW-Chef mit seinen Teams über vagen Skizzen einer neuen Modellfamilie von Stromern gebrütet hatte, rollte endlich das erste Serienmodell ins Rampenlicht: der ID.3, Star des VW-Stands auf der IAA im September. Ein Kompaktwagen mit vier Türen, fünf Sitzen – und rein elektrischem Antrieb. Heute beginnt der Produktionsstart des ersten Vollstromers der Marke im Werk Zwickau.
"Jeder bei Volkswagen wusste: Der ID.3 ist mehr als ein neues Modell", sagte Diess bei der Weltpremiere in Frankfurt. Zur Erinnerung: Im Herbst 2015 kochte VWs Dieselkrise hoch. Der eben noch strahlende Weltmarktführer stand plötzlich als Umweltverschmutzer da. Es musste etwas geschehen. Schnell. Weltweit. Radikal.
"Das ist das Auto, das von uns jetzt erwartet wird. Das Auto, das wir selbst von uns erwarten", sagte Diess auf der Branchenmesse über den ID.3. "Ein Volkswagen, der das Elektroauto von der Nische in die Mitte der Gesellschaft bringt und für jeden erreichbar macht."
Weniger als 30.000 Euro wird dieBasisversion des ID.3 mit 45-kWh-Batterie kosten. Die genauen Preise des im Werk Zwickau produzierten Elektroautos nennt VW allerdings noch nicht. Wer mehr Reichweite benötigt als die im Einstiegs-ID.3 möglichen 330 Kilometer, kann Akkus mit 58kWh für bis zu 420 Kilometer oder 77 kWh für 550 Kilometer bestellen. "Damit decken wir die Bedürfnisse unserer Kunden ab", sagt Ralf Brandstätter, der operative Leiter (COO) von Volkswagen Pkw.
Für breite Käuferschichten akzeptable Preise und auskömmliche Reichweiten waren zwei wesentliche Ziele bei der Entwicklung des ID.3 – bequemes Aufladen seiner Fahrbatterien ein anderes. Immerhin soll der Neue wie einst viele Millionen Einheiten des Käfer und später all die Generationen des Golf buchstäblich ein Volks-Wagen werden: Verkaufsschlager, Marken-ikone. Und Speerspitze der Wolfsburger E-Mobilitätsbewegung. Da ist eine unkomplizierte Handhabung unerlässlich.
Die Markteinführung ihres Stromers flankieren die Wolfsburger deshalb mit einer neuen Wallbox. Ab Ende November können ID.3-Interessenten für 399 Euro den ID. Charger erwerben und etwa in der heimischen Garage montieren lassen. Die Ladeleistung von 11 kW ermöglicht das "Volltanken" eines ID.3 mit kleinem Akku in gut dreiStunden. An einer normalen Haushaltssteckdose wird das Prozedere mindestens viermal länger dauern.
In der Ausführung ID. Charger Connect für 599 Euro lässt sich die Wallbox per WLAN oder LAN mit dem Smartphone und dem privaten Netzwerk verbinden. So werden Funktionen wie Fernwartung, Zugangskontrolle per Ladekarte und Steuerung via App möglich.
An Dienstwagenfahrer und Flottenbetreiber wiederum richtet sich die Wallbox in der 849 Euro teuren Topversion ID. Charger Pro. Ihr integrierter Stromzähler bietet VW zufolge "kilowattstundengenaue Abrechnung" und erleichtert Pendlern die Erstattung der Fahrtkosten durch ihren Arbeitgeber.
Um in ganz Europa ein flächendeckendes Angebot garantieren zu können, plant VW über den Elektrizitätsservice We Charge mehr als 100.000 öffentliche Ladepunkte. Und wer seinen ID.3 vollkommen emissionsfrei bewegen möchte, kann Ökostrom von Volkswagen Naturstrom beziehen.