New York. Europas größter Fahrzeughersteller VW feilt an einer Neuordnung der Konzernstrukturen, mit der wichtige Personalien und eine Anpassung seiner Baukastenstrategie einhergehen könnten. Mit dem Reformpaket will Vorstandschef Martin Winterkorn das Unternehmen effizienter und flexibler machen. Überdies will er vor allem bei derrenditeschwachen Kernmarke Volkswagen die Kosten senken.
Wenn auch die offiziellen Entscheidungen noch ausstehen, so gilt es VW-Insidern doch als ausgemacht, dass das Vorstandsressort Produktion auf Konzernebene künftig entfällt. Seit dem Abschied von Michael Macht 2014 führt es Markenvorstand Thomas Ulbrich kommissarisch. Auch das Vertriebsressort von Vorstandsmitglied Christian Klingler steht im Zuge der Strukturreform auf der Kippe. Nach dem Rückzug des früheren VW-Aufsichtsratschefs Ferdinand Piëch hat Klingler einen maßgeblichen Fürsprecher verloren. Zudem hat der Vertriebschef mit zunehmendem Gegenwind aus dem Arbeitnehmerlager um VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh zu kämpfen.
Da die VW-Führung ohnehin dezentralere Entscheidungsstrukturen und eine Stärkung ihrer Regionalverantwortlichen plant, könnte Klingler die Zuständigkeit für den mit Abstand wichtigsten Einzelmarkt China angeboten werden. Beobachter halten es jedoch für nicht ausgeschlossen, dass der Manager das Unternehmen ganz verlässt. Im Reich der Mitte steht unter anderem die Entscheidung an, wo VW das chinesische Pendant zum Midsize-SUV bauen lassen wird, das Ende 2016 im US-Werk Chattanooga anläuft.
Auch in der für VW strategisch bedeutenden Region Nordamerika könnte im Konzernvorstand ein neuer Verantwortlicher installiert werden. „Wir brauchen dort einen starken Techniker und ausgewiesenen Kostenexperten“, so ein hochrangiger Manager. „Der neue VW-Markenvorstandschef Herbert Diess wäre so ein Mann.“
Mit Blick auf die Kostenstrukturen prüft VW bereits, die nächste Generation des US-Passat nicht auf den Modularen Querbaukasten B (MQB-B), sondern auf den günstigeren MQB-A zu stellen. „Das wäre eine Option“, sagte VW-Chef Martin Winterkorn der Automobilwoche. Auch für ein neues SUV werde der MQB-A in den USA benötigt. Den MQB-B wiederum wird VW in seiner Tiguan-Produktion am mexikanischen Standort Puebla einsetzen.