München. Der jüngste Rückruf strahlt auch nach Europa aus – einer GM-Sprecherin aus Zürich zufolge müssen nahezu 12.000 Importautos der Typen Chevrolet Alero und Cadillac CTS sowie SRX überprüft werden. Im Gegensatz zu den USA jedoch seien in Europa bisher keine Unfälle wegen mangelhafter Zündschlösser bekannt. Nach aktuellen Berechnungen von Marktbeobachtern hat GM seit Jahresbeginn mit weltweit rund 29 Millionen Fahrzeugen bereits drei Jahresproduktionen zurückgerufen. Entsprechend hoch fallen die finanziellen Belastungen aus, die dem Autohersteller mittlerweile drohen. So steigen Insidern zufolge allein die Kosten für die erforderlichen Reparaturen jetzt um weitere 500 Millionen auf nunmehr 2,5 Milliarden Dollar, umgerechnet etwa 1,8 Milliarden Euro. Zudem hatte GM aufgrund eines verschleppten Rückrufs bereits eine Strafzahlung in Höhe von 35 Millionen Dollar an die US-Verkehrssicherheitsbehörde entrichten müssen. Aus anhängigen Schadenersatzklagen von Angehörigen tödlich verunglückter GM-Fahrer drohen weitere Millionenrisiken. Zur Entschädigung erster Opfer hat GM jüngst einen Fonds eingerichtet, für den der Konzern keine finanzielle Obergrenze vorgibt. Der von GM bestellte Rechtsanwalt Kenneth Feinberg ließ durchblicken, dass die Auszahlungen in Einzelfällen Millionenbeträge erreichen können. Die konkrete Summe wird nach dem Alter und dem Verletzungsgrad der betroffenen Person bemessen. Im Todesfall wird berücksichtigt, wie viele Hinterbliebene zu versorgen sind. Mit Blick auf die öffentliche Wut, mit der GM in den USA zu kämpfen hat, stellte Feinberg ausdrücklich eine „schnelle Entschädigung“ in Aussicht. Für GM-Chefin Mary Barra, die seit Mitte Januar an der Konzernspitze steht, sind die Rückrufe eine Herausforderung. Politiker in den USA wachen mit Argusaugen über den Umgang mit dem Desaster. „Unsere Kunden verdienen mehr als das, was wir ihnen mit diesen Wagen geboten haben“, räumte Barra ein. Zugleich versprach die Topmanagerin: „Wenn uns irgendein anderes Problem bekannt wird, werden wir angemessen und ohne Zögern handeln.“ Bei Kunden und Investoren scheint ihr Umgang mit dem Desaster gut anzukommen: Im zweiten Quartal konnte GM in den USA Marktanteile gewinnen, die Aktie gewann fünf Prozent an Wert.
Weiterer Rückruf
Neues Desaster bei GM
Das Rückrufdebakel bei General Motors nimmt immer drastischere Formen an und lässt die Kosten für den US-Autokonzern bedrohlich ansteigen. Rund 8,4 Millionen Fahrzeuge der GM-Label Chevrolet, Pontiac und Oldsmobile müssen technisch überprüft werden. Auch bei ihnen kann der Zündschlüssel während der Fahrt zurückspringen, was den Ausfall wichtiger Sicherheitsfunktionen zur Folge hat. Ähnliche Probleme hatten GM bereits im März zu einem Rückruf von 2,6 Millionen Autos gezwungen, von dem auch einige Tausend Exemplare des Roadsters GT der deutschen GM-Tochter Opel betroffen waren.