Was also tun? Die hauseigenen Strategen und die externen Berater waren sich einig: Eine neue Marke könnte es richten. Der Aufwand wäre beträchtlich, aber nahezu alternativlos, denn das VW-Kerngeschäft läuft inzwischen nur noch in China nach Wunsch. Verschärft wird das Dilemma durch die schleppende Nachfrage nach den einstigen Verkaufsschlagern der Verbrenner-Welt und die unberechenbare Akzeptanz der Elektrooffensive. Folge: VW muss den in der Herstellung viel zu teuren Up ohne Nachfolger einstellen. Bei der nächsten Polo-Generation dürfte es sich nur um ein Gerücht handeln, die Passat-Limousine soll gestrichen werden, als Touareg-Nachfolger wird das US-SUV Atlas II favorisiert, der Sharan wird 2022 eingestellt, an eine Arteon-Neuauflage glauben nicht einmal Optimisten. Golf und Tiguan aber werden die Marke kaum im Alleingang retten können.
Was liegt da näher, als den Elektro-Nebenschauplatz in die Hauptbühne zu verwandeln? Die ID-Familie zeitnah aufzuwerten und zu erweitern? Dem Paradigmenwechsel entsprechende Bedingungen zu schaffen und dieses Maßnahmenpaket neu zu benennen? Wichtig ist dabei die Emotionalisierung des Produkts und seines Umfelds. Die neue Marke steht auch für Mehr-Wert in Bezug auf das automobile Ökosystem und die damit verbundenen Geschäftsmodelle, die schon bald ein Viertel des Gesamtertrags ausmachen sollen. Im Idealfall – und genau das wird aktuell kontrovers diskutiert – gehört zur Markenabdeckung auch die Fähigkeit des autonomen Fahrens. Bei der Digitalisierung übernimmt die Software die Monetarisierung von Daten sowie die Vermarktung einer neu gedachten Palette von Dienstleistungen. Wenn es dazu kommt, könnte mit dem Verbrenner langfristig auch die Marke VW verschwinden.
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Aus dem Datencenter:
Modellvorschau VW ID 2020 bis 2023