Als Managerin braucht man auch mal Glück. Martina Merz ist um ihren Job als Chefin beim chronisch finanzschwachen Thyssenkrupp-Konzern nicht zu beneiden. Doch im Februar bewies die 58-Jährige Mut, als sie die Gespräche zum Verkauf der Stahlsparte an den britisch-indischen Industriellen Sanjeev Gupta abbrach. Mittlerweile wackelt dessen Imperium Liberty Steel bedenklich, nachdem sein größter Geldgeber Greensill Capital kollabiert war. Der Aufschrei wäre groß gewesen, wenn Merz die Sparte – samt Tausende Jobs in Deutschland – abgestoßen hätte.
Nun muss sich die Ingenieurin andere Finanzquellen erschließen. Die Schuldenlast droht den Traditionskonzern zu erdrücken. Doch das kann die Sanierungsexpertin nicht schrecken. Sie wurde von ihrem Ex-Arbeitgeber Bosch auf die schwierigen Fälle angesetzt. Merz war sich der ernsten Lage bewusst, als sie eher aus Pflichtgefühl im Oktober 2019 vom Aufsichtsrat an die Vorstandsspitze in Essen wechselte. Aus einer Verlegenheitslösung wurde eine Dauerbeschäftigung. Um flüssig zu bleiben, wurde das ertragreiche Aufzuggeschäft verkauft.
Merz will den Konzern auf wenige profitable Säulen stellen, etwa den Bau von Großwälzlagern für Windräder oder Anlagen zur Wasserstofferzeugung. Im Gegenzug werden Verlustbringer abgestoßen oder in Partnerschaften aus gelagert. Dazu gehört auch die Aufspaltung des Anlagenbaus für die Autoindustrie. Doch das Timing muss stimmen.
Lesen Sie auch:
Nach erfolgreichem Quartal: Thyssenkrupp erhöht Prognose erneut
Stahlsparte von Thyssenkrupp: Krupp-Stiftung dringt auf schnelle Sanierung
Aus dem Datencenter:
Wer liefert was für die Mercedes-Benz C-Klasse Baujahr 2021?