Martorell. 35 Millionen Euro investierte der Autobauer, der seit Jahren rote Zahlen schreibt, in die Umsetzung des Sonnenprojekts. Primäres Ziel war dabei nicht die Kostensenkung, sondern eine Imageverbesserung: Der Hersteller will sich als nachhaltiges Unternehmen positionieren. „Seat agiert verantwortungsvoll – Umweltschutz ist eine unserer Kernaktivitäten“, erklärt Stackmann. Seat muss wie alle Marken die Umweltschutz-Verpflichtung des Volkswagen-Konzerns einhalten. Der hat sich zum Ziel gesetzt, die Nachhaltigkeit der Werke bis 2018 um 25 Prozent zu steigern. Seat al Sol wurde mit dem spanischen Unternehmen Gestamp Solar entwickelt. Der Autohersteller hat eine dezentralisierte Energieversorgung aufgebaut, das heißt, die Sonnenenergie kann genau dorthin gespeist werden, wo sie benötigt wird. „Dadurch vermeiden wir jährlich 7000 Tonnen CO2-Emissionen“, berichtet der Leiter des Solar-Projekts, Javier Bigas. Die Anlage erzielt eine Nominalleistung von elf Megawatt, die Spitzenleistung liegt bei zwölf Megawatt. Die jährliche Produktionskapazität beträgt 15 Millionen Kilowattstunden – das ist rund ein Viertel des Energiebedarfs zur Produktion der neuen Leon-Fahrzeuge, hat Seat errechnet. Das sonnige Spanien hat einen großen Vorteil gegenüber Deutschland, wie ein Vergleich von Martorell und Wolfsburg zeigt: Seat kann im Gesamtjahr an rund 1500 Stunden Sonnenenergie produzieren – VW hingegen nur an 900 Stunden. Der Aufbau der Fotovoltaik- Anlage wurde Mitte 2010 gestartet und kürzlich abgeschlossen. Während des Baus konnte die Fertigung ohne Einschränkungen weiterlaufen, weil die Solarpanels auf den Dächern des Werks installiert wurden. Auf den bedachten Zwischenlagern erfüllen sie gleich mehrere Funktionen: Neben der Energie schützen sie die Fahrzeuge auch vor Witterungseinflüssen. Von rund 7000 Fahrzeugen, die auf dem Werksgelände zwischengelagert werden, „sind mehr als die Hälfte durch die Solarpanels geschützt“, berichtet Bigas. „Im Sommer spenden sie den Arbeitern zudem Schatten.“ Seat hat weitere Projekte angeschoben, um den CO2-Ausstoß zu mindern. So gibt es von der Fabrik in Martorell aus zwei Eisenbahnlinien: Die eine führt zum Hafen von Barcelona, zu dem Fahrzeuge transportiert werden, die andere in das Komponentenwerk des Autobauers im Industriebezirk Zona Franca. Nach Berechnungen des Herstellers entfallen durch die Verlagerung auf die Schiene pro Jahr 50.000 Lkw-Fahrten und somit 2000 Tonnen CO2.
Solarenergie
Seat hat Sonne im Herzen
Die spanische VW-Tochter Seat nutzt die Kraft der Sonne. „Seat al Sol“ (Seat zur Sonne) hat die VW-Tochter ihr Fotovoltaik- Projekt genannt. 53.000 Solarpanels wurden auf einer Fläche von 276.000 Quadratmetern aufgebaut – das entspricht einer Größe von 40 Fußballfeldern. Die Solarpanels, die aus China stammen, wurden auf den Dächern des Werks in Martorell und auf überdachten Auslieferungsarealen installiert. „Wir haben die größte Solaranlage der Automobilindustrie gebaut“, sagt Seat-Chef Jürgen Stackmann. Angelegt ist das Projekt auf 25 Jahre.