Braunschweig. Der Finanzdienstleister des VW-Konzerns treibt mit Hochdruck Analysen zur Zukunft der europäischen Leitwährung voran. "Wir spielen zum Euro intensiv Szenarien durch“, sagte Frank Witter, der Vorstandsvorsitzende von VW Financial Services (VWFS), gegenüber Automobilwoche. "Damit wollen wir sicherstellen, dass unsere Risikodeckungsmasse zu jedem Zeitpunkt ausreichend ist, um auch größere Verwerfungen sicher auffangen zu können.“ Der Autobauer VW ist Marktführer in Europa. Konzernchef Martin Winterkorn hatte das wirtschaftliche Umfeld auf dem Kontinent jüngst als "volatil und unsicher“ bezeichnet.
Mit Blick auf Krisenmärkte wie Spanien und Italien, in denen das in Braunschweig ansässige Haus VWFS stark vertreten ist, zeigt sich Witter für sein Unternehmen aber zuversichtlich: "Wir haben Händlern, die dort mit uns arbeiten, schon früh dazu geraten, unter anderem auf eine vernünftige Ausstattung mit Eigenkapital zu achten.“ Überdies habe VWFS als sogenannte Captive, also einem bestimmten Hersteller eng verbundene Gesellschaft für Absatzfinanzierung, rechtzeitig darauf gedrängt, allzu hohe Lagerbestände zu reduzieren. "Wir gehen klar davon aus, dass es den Euro weiter geben wird“, so Witter. "Doch ob alle heutigen Mitgliedsstaaten dabeibleiben werden, ist eine offene Frage.“ Eine mögliche Abkehr der Griechen von der Gemeinschaftswährung könnte den VWFS-Chef nicht schrecken: "Wenn Griechenland austreten würde, wäre das nicht zwingend das Ende des Euro“, urteilt der Manager. "Was aber leider niemand verlässlich einschätzen kann, sind die Signalwirkungen und Folgespekulationen, die von einem solchen Schritt ausgehen würden.“Als Puffer für mögliche Euro-Risiken hat VWFS bereits im Geschäftsjahr 2011 gesonderte Rückstellungen in Höhe von 188 Millionen Euro gebildet. Um VWFS auf schwächelnden Märkten noch robuster aufzustellen und vergleichsweise krisenfeste Geschäftsmodelle in Wachstumsmärkten zu etablieren, setzt Witter auf höhere Penetrationsraten und weitere Internationalisierung. "Go 40“ lautet eine interne Maxime. Gemeint ist die Steigerung der VWFS-Einbindung im Geschäft mit allen VW-Marken von in Europa aktuell durchschnittlich rund 30 auf dann 40 Prozent bis zum Zeitraum 2016/2018. "Von 100 Autos, die der VW-Konzern in unserem Spitzenmarkt Kanada verkauft, werden rund 70 Prozent über VWFS geleast oder finanziert“, gibt Witter ein Beispiel für die Penetrationsrate.Auf dem von Winterkorn als strategisch besonders bedeutend identifizierten US-Markt sind es gut 60, in Deutschland 50 Prozent. "In China hingegen bewegen wir uns derzeit bei rund fünf Prozent“, räumt Witter ein. "Aber auch im Reich der Mitte entwickelt sich unser Geschäft positiv. Zukünftig erwarten wir zusätzlich auch Wachstum etwa bei Flottenkunden und Gebrauchtwagenkäufern – dort gibt es für uns immense Potenziale.“ Dies gelte ebenso für Nationen, in denen VWFS noch nicht mit eigenen Aktivitäten vertreten ist: "Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich unter anderem Malaysia und Südafrika für uns erschließen lassen“, deutet Witter neue Expansionspläne an.Kunden mit hoher LoyalitätVon der Expansion bei VWFS soll der VW-Konzern insgesamt profitieren. „Anders als bei Non- Captives liegt unser Fokus ganz klar auf den eigenen Marken“, betont Witter. Als Vorteile für das Wolfsburger Unternehmen hebt er Erfolgszahlen bei Ausstattung, Kfz-Umschlag und Markenloyalität hervor. So haben VWFS-Untersuchungen ergeben, dass Leasingnehmer ihr Fahrzeug deutlich besser ausstatten lassen als Barzahler. „Für Ledersitze, Navigationsgerät und ein Schiebedach kommen bei Neuwagen schnell einige Tausend Euro zusammen, und diese Mehrkosten sind für Cash-Kunden oftmals eine hohe Hürde“, weiß Witter. „Umgelegt auf die monatliche Leasingrate hingegen ergibt sich nur ein recht kleiner Betrag.“ Beim sogenannten Kfz-Umschlag bescheren viele Kunden den Captives ebenfalls gute Geschäfte. „Finanzierungs- und Leasingverträge haben nun mal ein klar definiertes Laufzeitende“, so Witter, „wir kennen dieses Datum und geben es gezielt an die Händler weiter, damit sie rechtzeitig mit den Kunden in Kontakt treten und gemeinsam nach einer passenden Nachfolgelösung suchen.“ Derlei Dienste an der Klientel fördern überdies die Markentreue: Können sich immerhin fast 40 Prozent aller Barzahler den Wechsel zu einem anderen Label vorstellen, gilt dies für nur 15 Prozent der Captive-Kunden. „Loyalität ist für uns und für den gesamten VW-Konzern ein sehr wichtiger Sockel, von dem aus wir das Geschäft noch weiter nach vorn bringen können“, erklärt Witter. Über mangelnde Beschäftigung jedenfalls kann der VWFS-Lenker nicht klagen. Witter: „Ob Ducati oder neues Geschäft mit Bussen und Lkw – es wird nie langweilig.“"Spielen zum Euro intensiv Szenarien durch“
Der Finanzdienstleister des VW-Konzerns treibt mit Hochdruck Analysen zur Zukunft der europäischen Leitwährung voran. "Wir spielen zum Euro intensiv Szenarien durch“, sagte Frank Witter, der Vorstandsvorsitzende von VW Financial Services (VWFS), gegenüber Automobilwoche. "Damit wollen wir sicherstellen, dass unsere Risikodeckungsmasse zu jedem Zeitpunkt ausreichend ist, um auch größere Verwerfungen sicher auffangen zu können.“ Der Autobauer VW ist Marktführer in Europa. Konzernchef Martin Winterkorn hatte das wirtschaftliche Umfeld auf dem Kontinent jüngst als "volatil und unsicher“ bezeichnet.