Steinbach erwartet Entscheidung im vierten Quartal

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach hat Teslas Verhalten beim Genehmigungsprozess um die Gigafactory in Grünheide kritisiert. "Es wäre schlauer gewesen, wenn sich Tesla im Vorfeld mit vergleichbaren Verfahren etwas stärker auseinandergesetzt hätte", sagte der SPD-Politiker im Gespräch mit der Automobilwoche. "Damit meine ich: den Menschen mit etwas mehr Offenheit zu begegnen."

Konkret bezog sich Steinbach auf die mehrtägige Anhörung zum Bau der Fabrik. So wäre es besser gewesen, das eine oder andere Detail nicht erst nach dreimaliger Nachfrage am nächsten Tag zu veröffentlichen, sondern von vornherein den Menschen das Gefühl zu geben, "Tesla nimmt das Verfahren so ernst, wie es die Menschen ernst nehmen". Steinbach: "Hier hätte Tesla geschickter kommunizieren können."

Das Unternehmen habe in vielen Strukturen immer noch seinen Start-up-Charakter behalten. "Und ist damit für etablierte Prozesse auch eine Herausforderung", sagte Steinbach. Das gelte auch für Firmenchef Elon Musk. "Er hat eine Vision. Und er ist von dieser völlig überzeugt." Alles, was diese Vision in irgendeiner Form hinterfrage, sei ein Problem.

Der Elektroautopionier baut in Grünheide nahe Berlin seine erste Gigafactory in Europa. Der von Musk angepeilte Produktionsstart im Sommer 2021 ließ sich wegen der fehlenden umweltrechtlichen Genehmigung nicht halten. Steinbach erwartet einen positiven Bescheid noch im laufenden Jahr: "Ich rechne aktuell mit einer Entscheidung über den Genehmigungsantrag im vierten Quartal, sofern keine derzeit unvorhersehbaren weiteren Gründe zu einer weiteren Verzögerung führen." Im Verfahren gelte klar der Grundsatz Qualität vor Schnelligkeit. "Oberste Priorität hat, dass die Entscheidung des Landesamts für Umwelt letztlich rechtssicher ist."

Trotz der Verzögerung sieht Steinbach die Ansiedlung Teslas als musterhaft. "Wir haben in Brandenburg ein Beispiel geliefert, dass man es schneller machen kann, als man es von vielen Projekten in Deutschland gewohnt ist." Eine Verschiebung um ein paar Monate ändere nichts an dieser Leistung. Ein endgültiges Veto des Landesumweltamts und ein Rückbau des Geländes hält er für quasi ausgeschlossen. Steinbach: "Es geht hier ja nicht um die Genehmigung eines neuen Kernkraftwerks."

Lesen Sie auch:

Nach Tank-Verstoß: Weitere Kontrollen auf Tesla-Baustelle

Vorabzulassung für Tesla: Gericht lehnt Eilantrag ab

Gigafactory Grünheide: Teslas neue Antragsunterlagen liegen öffentlich aus

Aus dem Datencenter:

Entwicklung der reinen Elektroautos in Deutschland Januar 2019 bis Juni 2021