Thomas Ulbrich kennt beide Welten im Detail. Die alte aus seiner Zeit als Produktions- und Logistikchef von VW Pkw 2014 bis 2018. Und die neue in seiner Funktion als Vorstand für E-Mobilität der Wolfsburger seit Februar dieses Jahres.
Das Nebeneinander zweier Welten stellt Ulbrichs Arbeitgeber vor enorme Herausforderungen. Autohersteller wie VW werden noch viele Jahre Benziner und Diesel bauen. Parallel müssen sie schrittweise ihre Montage auf Hybridmodelle und reine Stromer umstellen. Gleiches gilt für die Zulieferer, die Komponenten und Module beisteuern. Für Verbrenner – und E-Autos.Erst recht kompliziert wird es an den Schnittstellen von Herstellern und Lieferanten. So verändert sich das Beschaffungswesen gerade in rasantem Tempo. Die Materialströme schlagen oft neue Richtungen ein, nicht nur aus und nach China. Und die Lieferketten werden aufs Äußerste gespannt.
„Die Supply Chains rund um die Elektrofahrzeuge unserer I.D.- Modellfamilie werden sich deutlich von denen für konventionell angetriebene Autos unterscheiden“, sagte Ulbrich jüngst der Automobilwoche. Schon aufgrund jener großen Batterie-Packages, die Reichweiten von mehr als 500Kilometer mit einer Ladung Strom ermöglichen sollen. Die Bauteile weisen ein Volumen auf, das neue Techniken zur Beförderung an die Bänder erfordert. Ulbrich: „Hier kommen künftig Methoden zum Einsatz, wie sie sich unter anderem in der IT-Industrie und der Unterhaltungselektronik bewährt haben.“
Die Zulieferer spüren den Wandel längst. Beim Ausrollen der E-Mobilität werde die Verantwortung für die Supply Chains teilweise vom Autobauer zum Zulieferer erster Ordnung verlagert. „Die Durchdringung der gesamten Lieferkette wird immer wichtiger, und das Sub-Supplier-Management gewinnt noch stärker an Bedeutung“, heißt es von Continental. Von Weltkonzernen also über große Mittelständler bis hin zu kleinen Unterlieferanten in Familienhand – Elektromobilität krempelt die Liefernetze grundlegend um.