In den vergangenen 50 Jahren wurde die deutsche Autoindustrie schon mehrmals totgesagt. Gleich ob in der Ölkrise oder ein Jahrzehnt später, als die Japaner nach Europa kamen. Aber sicher nie so vehement wie in der jüngsten Vergangenheit. Zu langsam, zu träge, zu wenig innovativ – die deutschen Autobauer würden ihre Zukunft verschlafen. War das bis letztes Jahr nicht der Tenor von vielen Analysten, Journalisten und Politikern? Und wieder scheint es anders zu kommen. Denn plötzlich zaubert Mercedes-Benz mit dem EQXX ein seriennahes Elektroforschungsauto aus dem Hut mit einer Reichweite von angeblich 1000 Kilometern, angetrieben von der Batterie eines Kleinwagens. Und schon jubelt die Börse, weil man das revolutionäre Potenzial dieser Entwicklung vom Erfinder des Automobils erkannt hat.
Die Zukunft wird offensichtlich nicht in der Autoindustrie verschlafen, sondern andernorts. Im Kleinen beim Ausbau des Stromtankstellennetzes. Und im Großen bei der Energieversorgung. Denn noch immer beharren wir auf einem deutschen Sonderweg, im Glauben, dass wir den zukünftig exponentiell steigenden Strombedarf mit Wind und Sonne bewältigen könnten – während der Rest der Welt auf Atomkraft setzt. Und wir bezahlen diese Fehleinschätzung mit den höchsten Strompreisen der Welt, EEG-Umlage hin oder her. In einem Vergleich von 146 Ländern landet Deutschland beim Strompreis für private Haushalte auf Position 145. Nur auf den Bermudas zahlt man mehr.