Ingolstadt. Der neue Vorstandschef von Audi, Rupert Stadler, hat sich vorgenommen, bis 2015 BMW zu überholen. Im Gespräch mit Automobilwoche erklärt er, wie er das schaffen will.
Herr Stadler, Audi ist Mitglied der bayerischen Auto-Klima-Initiative und hat für 2008 den "saubersten Diesel der Welt" angekündigt. Inwieweit trägt Ihr Umweltengagement zu dem Ziel bei, weltbester Premiumhersteller zu werden?
Unser Markenbekenntnis, dass wir bis 2015 erfolgreichster Premiumhersteller werden wollen, hat auch etwas mit unseren Wertvorstellungen zu tun. Begehrenswerte Produkte und attraktives Design sind Teil unseres Markenversprechens - aber auch umwelt- und sozialverträgliche Technologien wie der sauberste Diesel der Welt gehören zu "Vorsprung durch Technik".
Audi hat einen ganzen Kriterienkatalog für die "Route 15" aufgelegt. Welche Kriterien sind die wichtigsten?
Das Wachstum ist am einfachsten zu messen - sowohl für die Öffentlichkeit als auch für die eigene Mannschaft: Bis 2015 wollen wir unseren Jahresabsatz auf 1,5 Millionen Autos erhöhen. Ein weiteres wichtiges Ziel ist, attraktivster Arbeitgeber zu werden. Wir wollen die Besten für unsere Marke gewinnen. Denn es sind Menschen, die ein Unternehmen bewegen. Mit unseren Top-Produkten wollen wir unsere Kunden begeistern. Und last, but not least wollen wir damit auch etwas Geld verdienen und unsere Kapitalrendite weiter nach vorne bringen.
Wie hoch soll die Kapitalrendite 2015 sein?
Unser Ziel sind mehr als zehn Prozent.
So niedrig? Die Rendite betrug 2006 doch schon 14,2 Prozent.
Wir wollen ein nachhaltiges Wertniveau schaffen, keine Eintagsfliegen. Das ist schon ein hoher Anspruch bei den verschärften Wettbewerbsbedingungen. Aber der Kern steckt schon in den beiden Worten "mehr als"...
BMW hat viele seiner Ziele längst erreicht und wird seit Jahren zum attraktivsten Arbeitgeber gewählt. Wie wollen Sie Ihren Wettbewerber einholen?
Schauen Sie mal in die aktuelle Trendence-Umfrage der beliebtesten Arbeitgeber - da steht Audi bereits auf Platz zwei und hat etliche Wettbewerber hinter sich gelassen.
Und auf Platz eins?
BMW, aber das sehen wir ganz sportlich. Interessant an diesen Bewertungen ist, wie sich Audi über die Jahre hinweg entwickelt hat. Wir haben unser Hochschulmarketing intensiviert und sind als Marke attraktiver geworden. Unsere Unternehmenskultur strahlt ab: In der Öffentlichkeit wird registriert, dass wir hier bei Audi einiges bewegen. Wir werden wahrgenommen von jungen Leuten, Ingenieuren, Studenten, Kaufleuten. Und wer möchte nicht gerne in einem erfolgreichen Unternehmen arbeiten?
Einher mit der Wachstumsstrategie Ihres Unternehmens geht auch ein Ausbau der Produktionskapazität. Welche Modelle könnten neben A1 und A3 in Ihrem neuen Werk Brüssel gebaut werden?
Keine.
Ist die Kapazität schon ausgereizt?
Nicht ausgereizt. Wir wollen die Fabrik aber nicht mit völlig unterschiedlichen Produkten belegen, sondern unseren Anspruch verwirklichen: Brüssel soll eine der effizientesten Fabriken überhaupt werden, sie soll Benchmark-Charakter haben. Dafür brauchen wir eine geringe Komplexität. Es bleibt beim A1 und der Produktion des A3 Sportback.
Geplant ist eine Produktionsdrehscheibe für den A3 zwischen Brüssel und Ingolstadt. Werden Sie diese auf Ihr Werk in Györ ausweiten, wo Sie früher schon den A3 gebaut haben?
Nein. Das war damals auch ein überschaubares Volumen. Das A3 Cabrio, das wir in Györ bauen wollen, ist eine Zusatzkapazität. Den Karosseriebau werden wir in Ingolstadt machen. Dass wir die Montage eines Cabriolets, das aufgrund seiner Verdeckstruktur mehr Wertschöpfungsanteile hat, nach Györ verlagern, verlangt die reine Betriebswirtschaft. Bei den Lohnkostenvorteilen und der hohen Flexibilität in Ungarn macht das absolut Sinn. In Györ kostet eine Arbeitsstunde 30 Euro weniger als in Deutschland.
Haben Sie vor, den Standort Györ langfristig auszubauen?
Die Grundlage von Györ war ein Motorenwerk. Dass wir dort Stück für Stück den TT platziert haben, ist ein toller Erfolg. Wir docken das A3 Cabrio dort an, weil es rechnerisch Sinn macht.
Sie haben im ersten Halbjahr bereits mehr als 500.000 Einheiten verkauft. Werden Sie die Ein-Millionen-Grenze statt 2008 schon 2007 knacken?
Wir haben uns in den ersten sechs Monaten eine sehr solide Basis erarbeitet. Aber ich gebe Ihnen keine Prognose für 2007. Wir stehen vor dem Modellwechsel des A4 und müssen die Auslauf- und Anlaufsituation mit einrechnen. Außerdem herrscht auf dem deutschen Markt weiterhin viel Unsicherheit.
Sie spielen auf die geplante Neuregelung der Kfz-Steuer an. Glauben Sie, dass 2007 noch eine Entscheidung fallen wird?
Ich habe eines gelernt: In der Politik braucht man Geduld. Da kommt jetzt kein Schnellschuss, der auch gar nicht in unserem Sinne wäre. Unsere Kunden und wir brauchen dennoch zügig verlässliche Informationen von der Politik über die Ausgestaltung der Rahmenbedingungen.
Was erwarten Sie von der IAA?
Die IAA wird einen deutlich grünen Touch bekommen. Alle Aussteller werden zeigen, was sie können - natürlich auch Audi. Aber die Hersteller sind auch gut beraten, ihren Markenkern nicht einfach ad acta zu legen. Wir von Audi stehen zu unseren Kernwerten Sportlichkeit, Progressivität und Hochwertigkeit. Das werden Sie auf der IAA auch sehen.
Das klingt nach äußerst leistungsstarken Motoren.
Das klingt nach Vorsprung durch Technik.