„Es wird viel experimentiert“, sagt Bill Russo, Managing Director der Beratungsfirma Gao Feng in Schanghai. „In dieser Zeit des Umbruchs ist es am besten, schnell voranzugehen und bei der Umsetzung zu lernen.“ Das vom Internet-Riesen Tencent unterstützte Start-up Future Mobility will 2019 mit einem preiswerten E-SUV starten. Das Auto soll sich ähnlich intuitiv bedienen lassen wie ein Smartphone, sagt Geschäftsführer Carsten Breitfeld, den die Chinesen von BMW abgeworben haben. Konkreter will er erst zur Jahresmitte werden.
Doch der Aufbau einer Produktion für Stromer ist teuer. Den ersten Eroberern der elektrischen Welt geht bereits die Luft aus, wie man an Faraday Future sieht. Das Werk in Las Vegas sollte ursprünglich für 150.000 Autos jährlich konzipiert werden, nun begnügt man sich mit 12.000 Autos pro Jahr. LeEco-Gründer Jia wagte sich Ende Dezember in Deqing in China dennoch an eine zweite Baustelle: Eine Fabrik für jährlich 200.000 LeEco-Elektroautos. Die Arbeit soll zu 90 Prozent von Robotern erledigt werden, sagte Zhang Hailiang, Chef der LeEco-Autosparte.
„Wir sehen das Auto als ein smartes, mobiles Gerät auf vier Rädern“, sagt Jia. In der Zukunft könne das Auto sogar kostenlos abgegeben werden. Geld wird dann mit Dienstleistungen verdient, die dem Fahrer verkauft werden. Auch beim Vertrieb verlassen die chinesischen Neugründungen bekannte Pfade. Future Mobility etwa wird laut Breitfeld statt traditioneller Händler Marken-Geschäfte in Innenstädten eröffnen. Verkäufer würden Interessenten zu Hause beraten.
Hintergrund:
- Elf neue Unternehmen haben bis März 2017 in China Produktionslizenzen für Elektroautos erhalten – das Programm fördert gezielt Neugründungen in dem Sektor.
- Zu den Elektro-Start-ups gehören LeEco, NextEV und Future Mobility. Auch neue Töchter von Autoherstellern und Zulieferern steigen ein.
- Der Absatz von Elektroautos und Plug-in-Hybriden ist in China 2016 um 53 Prozent auf knapp 507.000 gestiegen.
- Allein 2017 will China landesweit 800.000 neue Ladestationen aufstellen.
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