Einen Euro für den Liter Diesel. Und dabei ist der Absturz des Ölpreises an der Tanksäule noch gar nicht voll eingepreist. Wir werden also in Kürze den Liter für Centbeträge tanken. Passt das nicht irgendwie zur zweiten großen E-Auto-Offensive? Zehn Jahre lang fehlte dieser Technologie das Glück, und jetzt kommt auch noch Pech dazu.
Eine weltweite Pandemie und ein Ölpreis auf historisch niedrigem Niveau. Natürlich wird die Gemeinschaft der E-Auto-Jünger weiter behaupten, das Himmelreich komme. Doch wann dies geschieht, ist unklarer denn je. Eine signifikante Marktdurchdringung der Stromer wird länger dauern. Denn wie schon 2009 werden Unternehmen Investitionen in den Fuhrpark zurückstellen. Der private Autokäufer wird vermutlich sein Geld erst mal zusammenhalten, da niemand weiß, wie viel vom Ersparten am Ende der Corona-Krise noch zur Verfügung steht. Und in Zeiten steigender Strom- und fallender Ölpreise will es gut überlegt sein, jetzt ein Elektroauto anzuschaffen. Daran werden auch höhere Kaufprämien kaum etwas ändern.
Teilt man die Meinung von John Browne, dem Ex-CEO von BP, dann ist der Ölpreisverfall kein kurzfristiger Schock, sondern setzt auf längere Zeit das neue Preisniveau. Eine geplante Benzinpreiserhöhung im Klimaschutzpaket von rund 30 Cent bis 2025 würde lenkungstechnisch genauso verpuffen wie eine Fehlzündung im Auspuff. Nur dass es nach Corona noch viel weniger gesellschaftlichen Spielraum geben wird, diesen Prozentwert weiter nach oben zu setzen.
Denn wer schon im vergangenen Jahr den Gelbwesten-Effekt fürchtete, der wird in Zeiten knapper werdender finanzieller Mittel bei vielen Menschen wohl kaum mutiger zu Werke gehen. Die Luft für aggressiveren verkehrspolitischen Klimaschutz wird dünner werden. Apropos Luft, am Neckartor in Stuttgart ist sie nicht besser geworden, wie die Zeitreihen der Tagesmittelwerte des LUBW von Januar bis April zeigen. Auf jeden Fall lässt sich die viel diskutierte Kausalität zwischen Verkehrsaufkommen und Stickoxid nicht ausmachen. Es spricht also derzeit vieles für den Diesel.
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