München. Deutschland ist der größte Cabrio- Markt Westeuropas: 138.071 Cabriolets und Roadster wurden im Jahr 2007 zwischen Flensburg und Füssen neu zugelassen, und auch 2008 hält laut Kraftfahrt-Bundesamt der Trend zum Klappverdeck an. Damit das auch in Zukunft so bleibt, arbeiten die deutschen Dachspezialisten Edscha, Karmann und Webasto an Lösungen für die nächsten und übernächsten Modellgenerationen. „Nach unserer Einschätzung werden versenkbare Hard- und Softtops für unterschiedliche Zielgruppen weiterhin den Markt bestimmen“, sagt Holger Schramm, Chefentwickler für Dachsysteme beim Osnabrücker Unternehmen Karmann. Käufer von Modellen mit beweglichem Hardtop nutzen das Auto meist als Erstfahrzeug und haben häufig keine Garage. Wer sich für ein klassisches Softtop entscheidet, dem kommt es vor allem auf die typische Cabrio-Optik an. Die wesentlichen Trends in den beiden großen Gruppen benennt Schramm so: „Retractable Hardtops werden künftig weniger komplex und damit noch unanfälliger für Störungen.
Bei den Stoffverdecken arbeiten wir vor allem an mehrfarbigen Textilien sowie an Textilien mit Struktur, sodass auf dem Dach ein optisch interessanter Hoch-Tief- Effekt entsteht.“ Generell beschäftigt alle Dachspezialisten das Thema Gewichtseinsparung. Bei Karmann gibt es erste Vorentwicklungen mit Kohlefaserverbundwerkstoffen. Webasto stellte auf dem Autosalon in Genf die Cabrio-Studie LigHT Concept vor – ein ultraleichtes Dachsystem aus Paper-Honeycomb mit einer beheizbaren Heckscheibe aus Polycarbonat. Die Reaktionen auf das neuartige Leichtbau-Dach seien „außerordentlich positiv“ gewesen. „Als mechanisch zu bedienendes Verdeck wiegt das System unter 20 Kilogramm“, sagt Rolf-Peter Baule, Global Vice President Convertible des Stockdorfer Unternehmens. Auch an Kohlefaser-Bauteilen in der Dachkinematik werde gearbeitet, erklärt Baule. Die Dächer abzuspecken sei ein zentrales Anliegen, denn es gebe sogenannte Kilo- Prämien von den Fahrzeugherstellern. Große Zukunftschancen sieht Baule auch für Verdecke, die sich während der Fahrt öffnen lassen, sowie für Faltverdeck-Schiebedach- Kombinationen, wie sie es schon beim VW Eos oder Mini Cabrio gibt.
Bei Edscha arbeitet man zudem an Komfort-Lösungen. So öffnet sich etwa das 2,18 Meter lange Textilverdeck des neuen Audi A3 Cabrio in lediglich neun Sekunden. „Das ist Weltrekord in dieser Größenordung“, sagt Michael Altmeyer, Vertriebschef für Cabrio-Dachsysteme. Clever gelöst ist auch die Frage nach der elegantesten Faltung des Verdecks: Weil das vordere Dachelement im geöffneten Zustand das eigentliche Dach bedeckt, sind weder eine Persenning noch eine Abdeckklappe nötig. Zudem entwickeln die Remscheider gemeinsam mit Ident Technology einen berührungslosen Einklemmschutz für Faltverdecke, der schon 2010 in Serie gehen könnte. Damit, so das Argument von Edscha, würden vor allem viersitzige Cabrios deutlich sicherer – besonders wichtig, wenn Kinder im Fond des Autos sitzen. Gängige Vorurteile gegen bewegliche Dachsysteme – etwa mangelnde Dichtigkeit, schlechte Wärmeisolierung und hohes Geräuschniveau – sind längst widerlegt. So gibt es mittlerweile mehrlagige Softtops, deren Wärmedämmung die von festen Dächern übertrifft und daher problemlos bei Ganzjahresfahrzeugen eingesetzt werden können. Auch bei der Akustik gibt es kaum noch Unterschiede: So ist der Geräuschpegel im Innenraum des Audi A3 Cabrio bei Tempo 140 um lediglich ein dB(A) höher als im geschlossenen A3.