Wolfsburg. Hintergrund der Ortswahl ist das von führenden Wirtschaftsexperten im Reich der Mitte und von VW selbst prognostizierte hohe Wachstumspotenzial in den westlichen Provinzen: „Der Konzern erwartet besonders in Westchina in den nächsten Jahren einen starken Anstieg der Kaufkraft“, heißt es aus der Wolfsburger VW-Zentrale. Hingegen habe sich der jahrelang registrierte „Wachstumsschub im Osten des Landes teilweise normalisiert“. Doch der VW-Vorstoß nach Westchina ist mit erheblichen Risiken behaftet. So grenzt Xinjiang unter anderem an die Krisenstaaten Afghanistan und Pakistan. Zudem sorgt die uigurische Minderheit in der Region immer wieder für Unruhen, die Peking mit harter Hand einzudämmen trachtet. „Die größte Sicherheitsbedrohung geht in China von der Provinz Xinjiang aus“, räumte jüngst sogar Li Wei ein, Sicherheitsspezialist am staatsnahen Chinesischen Institut für Internationale Beziehungen (CICIR). „Die Terrorattacken destabilisieren die Region und stehen der wirtschaftlichen Entwicklung im Weg.“ VW kommt mit der Standortwahl der Regierung entgegen: „Mit unserem Fahrzeugwerk Ürümqi setzen wir nachhaltige Impulse für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in der Region“, sagt Jochem Heizmann, im VW-Vorstand zuständig für das China-Geschäft. „Mit der Produktion des neuen VW Santana bringen wir Mobilität und klare Zukunftsperspektiven für die Menschen in die Region.“ Ausdrücklich bekennt sich VW zur „Förderung sämtlicher ethnischer Gruppen“ in Xinjiang. Die Belegschaft in Ürümqi soll schon bald für künftige Projekte aufgestockt werden. So sollen dort ein eigener Karosseriebau und eine Lackiererei entstehen. Als Vollwerk wird der neue Standort im Westen Chinas ab 2014 eine Produktionskapazität von 50.000 Fahrzeugen pro Jahr vorhalten. In China zieht VW fünf weitere Werke hoch. Die Zahl der Mitarbeiter soll von aktuell 75.000 bis zum Jahr 2018 auf 100.000 steigen, die Gesamtkapazität von rund 2,6 auf gut vier Millionen Fahrzeuge.
VW eröffnet Werk
Der VW-Konzern will den Westen seines wichtigsten Einzelmarkts China erschließen. Zum Auftakt der Offensive hat das Joint Venture Shanghai Volkswagen (SVW) Ende August eine neue Fabrik am Standort Ürümqi in der Region Xinjiang in Betrieb genommen. In dem westchinesischen Produktionskomplex, laut VW weltweit das 102. Konzernwerk, sollen zunächst SKD-Bausätze des Kompaktmodells New Santana montiert werden.