Freunde fürs Leben, das waren Porsche und Audi noch nie. Auf den ersten Blick machen beide zwar brav gemeinsame Sache, getreu der Konzernstrategie von Volkswagen, die auf mehr Synergie zielt. Man teilt sich Plattformen, Werke, Logistik, Komponenten, Elektronikarchitekturen, gelegentlich sogar Verantwortlichkeiten und handelnde Personen.
Doch sobald es um die große Linie geht, will Porsche den Takt vorgeben. Das gilt für Motorsport-Aktivitäten und die Systemführerschaft bei den Serienautos: Porsche bringt mit dem 983 (Boxster/Cayman-Nachfolger für 2023/2024) den ersten Elektrosportwagen des Konzerns, lanciert mit dem 994 (911-Nachfolger für 2023) den ersten Power-Hybrid-Antriebsstrang. Beim Projekt Artemis plant Porsche gar die Markteinführung seines CUV mit dem internen Projektnamen K1 noch vor den Schwestermodellen von Audi und Bentley. Eigentlich, so war es geplant, sollte Audi hier den Vortritt haben. Von der gemeinsamen Produktion der drei Modelle in Hannover hat sich Porsche dabei längst verabschiedet.
Falls Porsche 2022 wie vermutet an die Börse geht, wäre selbst mit dem relativ kleinen frei handelbaren Aktienanteil auf einen Schlag genug verdient, um das Sorgenkind VW mit den Marken Seat/ Cupra und Škoda mittelfristig abzusichern. Zwei oder drei Jahre später soll nach gleichem Muster Audi an der Reihe sein – allerdings dem Vernehmen nach nicht im Alleingang, sondern als Zugpferd der Sport-Luxus-Gruppe mit Bentley, Lamborghini, Ducati, Italdesign und möglicherweise McLaren im Schlepptau. Bedingung dafür ist der viel zitierte Strukturwandel, der als Dauerthema den Konzern dominiert.