Breite Schultern, federnder Gang: Mit seinen 50 Lebensjahren ist Jochen Sengpiehl gut in Form. Als junger Mann war der Betriebswirt lange im Zehnkampf aktiv. Laufen, springen, werfen – in der Königsdisziplin der Leichtathletik ist Vielseitigkeit gefragt. Und Fitness in sämtlichen Muskelfasern.
Beides wird Sengpiehl auch brauchen in seiner neuen – und alten – Funktion. Seit Anfang dieses Monats leitet er das Marketing von VW Pkw. Die Schlüsselposition in der Außendarstellung des Wolfsburger Kernlabels hatte er schon von 2006 bis 2010 inne. Aus dieser Zeit stammt der noch bis 2015 weltweit eingesetzte Slogan „Volkswagen. Das Auto“.
In jenem Jahr brach Dieselgate über den norddeutschen Mehrmarkenkonzern herein. Da stand Sengpiehl nach Stationen beim Kölner Außenwerber Ströer und als selbstständiger Berater schon in Diensten von Hyundai Europe. Seine Kampagnen, etwa zur Einführung des Kompakt-SUVs Tucson, eines Rivalen des VW Tiguan, fanden viel Beachtung.
Doch das war Flachstrecke für den Ex-Zehnkämpfer, verglichen mit dem nun anstehenden Hürdenlauf bei VW. Da sind die Spätfolgen der Selbstzünder-Misere: VW muss dringend der rückläufigen Nachfrage bei Diesel-Modellen entgegenwirken, schon um die immer schärferen CO2-Grenzwerte zu erfüllen. Für Sengpiehl heißt das, in enger Abstimmung mit VW-Markenvertriebsvorstand Jürgen Stackmann eine werbliche Vertrauensoffensive für den in Verruf geratenen Antrieb auszuschwitzen. So glaubwürdig wie nachhaltig.
Zugleich muss der Familienvater VW in der öffentlichen Wahrnehmung viel stärker als bisher mit E-Mobilität in Verbindung bringen. 2020 starten die Stromer der I.D.-Familie, und VW-Markenchef Herbert Diess will mit dem Hauptlabel spätestens 2025 Weltmarktführer unter den Anbietern von Akku-Autos sein.
Obendrein soll VW Pkw nochmals internationaler werden, digitaler. Und attraktiver für künftige Nutzergenerationen, die ein Auto nicht mehr unbedingt besitzen, sondern gern mit anderen teilen wollen. Dazu dürfte sich Sengpiehl intensiv mit Ole Harms abstimmen, dem Chef des VW-Mobilitätsdienstleisters Moia.Harms nennt auf Xing Snowboarden als sportliches Hobby, Surfen – und Fitness. Vielleicht verabreden sich die Manager mal zum Laufen in ihrer Wahlheimat Berlin. Ein Zehnkampf muss es ja nicht gleich werden.