Zur Sache: Autohersteller sind zur Kooperation gezwungen

Kooperationen sind so alt wie die Autoindustrie selbst. Man erinnere sich nur an die Bünde zwischen Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach. Auch in jüngeren Jahrzehnten haben Autohersteller immer wieder gemeinsame Sache gemacht, um das Goldene Kalb – den Skaleneffekt – zu füttern.

In der vorigen Dekade gab es dann eine Welle, angeheizt von Trends wie autonomes Fahren und Mobilitäts-Hypes, die sich aber nicht bestätigten. Die Erfolgsquote von Kooperationen oder Beteiligungen ist letztlich geringer, als man in vielen Chefetagen hofft.

Die jetzige, neue Welle ist anders gelagert. Es geht um Elementares: nämlich um Technologie, die überlebensnotwendig ist. Es geht um Elektroplattformen, Software, Zentralarchitekturen und Batterie-Know-how. Dahinter steckt nicht bloß das Schielen auf mehr Marge, sondern der Drang nach Resilienz.

Allein der VW-Konzern ist binnen eines Jahres Kooperationen mit Xpeng für VW Pkw, mit SAIC für Audi und jetzt mit Rivian eingegangen – aktuell werden Porsche und Varta in den Schlagzeilen gehandelt.

Das Gebot der Stunde lautet Tempo. Konzerne sehen für sich die Möglichkeit, über Kooperationen schneller werden zu können. Es steckt natürlich Zwang dahinter.

Das jüngste Beispiel für Kooperationen ist nur auf den ersten Blick ungewöhnlich: Die Software des kleinen Start-ups Rivian soll dem Weltkonzern VW helfen, in dem Bereich endlich voranzukommen. Das kann dem Konzern bis zu fünf Milliarden Dollar kosten.

Ein Deal, den niemand hat kommen sehen. Doch es zeigt auch: Die Amerikaner scheinen weit voraus zu sein bei Software.

VW-Chef Oliver Blume setzt so entschieden auf neue Partnerschaften, weil sich die Voraussetzungen grundlegend verändert haben: Software ist in Zukunft entscheidend, und über diese Technologie haben die erfolgsverwöhnten Deutschen nicht die Hoheit wie etwa früher beim Verbrennungsmotor.