Zur Sache: Fast so spannend wie die Papstwahl – das CEO-Karussell dreht sich

Das CEO-Karussell dreht sich gerade wieder. Binnen weniger Wochen sind gleich mehrere Vorstandschefs großer Autohersteller abgesprungen. Die Trennungen erfolgten unter bislang ungeklärten Umständen. Im Hintergrund bringen sich nun die Kronprinzen in Stellung und solche, die es gern wären. Das Gerangel ist groß.

Beginnen wir mit Stellantis. Der damalige Vorstandschef Carlos Tavares musste Ende 2024 nach Verwerfungen abrupt gehe. Einen Nachfolger gibt es noch nicht. Die Geschäfte führt ein Interims-Komitee unter strenger Aufsicht von Chairman John Elkann.

Intern stehen Topmanager wie Antonio Filosa zur Verfügung, um neuer CEO zu werden. Eine Entscheidung soll nach Ansinnen des Aufsichtsrats "in der ersten Jahreshälfte" fallen. Elkann macht es fast so spannend wie die kommende Papst-Wahl, kurz bevor weißer Rauch aufsteigt.

Aber kein Wunder: Bei guter Vertragsverhandlung sprechen wir hier vom lukrativsten Job der ganzen Industrie. Tavares bekam für das Jahr 2023 rund 37 Millionen Euro Gehalt. 

Jüngst wurde für den Stellantis-Chefposten auch noch Wayne Griffiths ins Spiel gebracht, der langjährige VW-Konzernmanager, der Anfang April "mit sofortiger Wirkung" als CEO der VW-Tochter Seat/Cupra abtrat. Gründe wurden damals nicht genannt. Vielleicht hat er Gespräche mit einem anderen Autokonzern geführt? Von Renault war zunächst die Rede, nun soll es Stellantis sein. Ob das realistisch ist, bleibt aber fraglich. 

Bei Seat/Cupra übernahm Vorstand Markus Haupt interimistisch. Die Position ist offen und interessant für VW-Manager, die Wolfsburg ganz gern mal mit Barcelona tauschen möchten. Oder Seat/Cupra-Vorstand Sven Schuwirth, der Marke ebenso kann wie Griffiths, steht zur Verfügung.

Ohnehin der VW-Konzern. Weil Oliver Blume sowohl VW-Konzernchef als auch Porsche-CEO ist, erwartet der Finanzmarkt, dass er den Posten in Zuffenhausen zeitnah übergibt. Namen werden genannt. Aber alles ist noch im Reich der Spekulation.

Auch bei der Ernennung von Audi-Chef Gernot Döllner hatte ebendiesen niemand auf dem Zettel. Was man mutmaßen darf: Der neue CEO wird aus dem Konzern- oder Porsche-Reich kommen und sicher niemand Externes sein. Und er wird genug zu tun haben, denn die Gewinnwarnung nach nur vier Monaten des Jahres, der Absatzrückgang und der schwache Aktienkurs sind jetzt die Prioritäten.

Kommen wir noch zu Volvo. CEO Jim Rowan und das Unternehmen haben sich ebenso plötzlich voneinander getrennt wie Griffiths von Seat/Cupra. Und ebenfalls war es ein Abgang trotz erfolgreicher Bilanz. Allerdings sank der Aktienkurs in seiner Zeit um 70 Prozent, und das reicht für eine Trennung. Das Überraschendste: Zurück kommt Hakan Samuelsson, der Volvo bereits zehn Jahre lang erfolgreich diente.

Der Topmanager mit Wohnsitz am Starnberger See ist 74 Jahre alt und bekam zum 1. April 2025 einen Zweijahresvertrag. Es wird also nicht lange dauern, bis sich auch dort die möglichen Kronprinzen bereit machen. Das Karussell dreht sich weiter.