Hohe Kosten, lückenhafte Lade-Infrastruktur, sinkende Reichweite bei Kälte – es gibt viele Gründe, am Elektroauto zu zweifeln. Dieser Meinung sind auch die Teilnehmer der jüngsten Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag der Automobilwoche durchgeführt hat. Auf die Frage "Sind Elektroautos Ihrer Meinung nach insgesamt dafür geeignet, Pkw mit Verbrennungsmotor spätestens ab 2035 vollständig zu ersetzen?" antworteten 77 Prozent mit Nein. 64 Prozent sind sich ihrer Sache so sicher, dass sie "Nein, auf keinen Fall" angegeben haben, 13 Prozent antworteten mit "Eher nein".
Von Gegenteil überzeugt ist nicht einmal jeder Fünfte: Nur 13 Prozent wählten die Antwortmöglichkeit "Ja, auf jeden Fall". Sieben Prozent der Teilnehmer entschieden sich für "Eher nein". Die Umfrage zeigte auch, wie sehr das Thema Elektromobilität polarisiert: Nur drei Prozent antwortete mit "Weiß nicht".
Für die Studie hat Civey in der ersten Februarwoche rund 5000 Bundesbürgerinnen und -bürger ab 18 Jahren befragt.
Mehrheit zweifelt am Elektroauto
Können E-Autos Verbrenner komplett ersetzen? Die Politik geht davon aus, doch die Menschen im Land zweifeln daran, wie eine Umfrage zeigt.
Parwiz Torgull, der Automotive-Experte von Civey, hat die Ergebnisse genauer analysiert: "Wenn wir tiefer in die Daten schauen, sehen wir, dass vor allem Studenten, Wähler der Grünen und Bewohner von Großstädten an die Ablösung von Verbrennern bis 2035 glauben. Hingegen ist die Skepsis besonders stark in den neuen Bundesländern, unter Wählern der AfD und CDU sowie unter Personen mit niedrigerem Bildungsniveau", sagt er und zieht auch gleich Schlussfolgerungen: "Aus meiner Sicht mangelt es nicht nur an alltäglichen, positiven Beispielen: seien es die Nachbarn, die auf ein Elektroauto umgestiegen sind, der Kollege, der dadurch Kosten einspart, oder die Tochter, die in der Entwicklungsabteilung eines Elektromotorenherstellers arbeitet."
Weitere Unterstützung der Regierung sei nötig, meint er. "Auch eine unterstützende Politik spielt eine entscheidende Rolle. Der entscheidende Faktor für eine erfolgreiche Transformation sind klare Rahmenbedingungen sowohl für Verbraucher als auch für Fahrzeughersteller – ohne diese wird der Übergang zur Elektromobilität nicht gelingen."
Die Befragung zeigt, dass längst noch nicht alle Autofahrer in Deutschland von der Elektromobilität überzeugt sind. Zuletzt sind die Zulassungszahlen zurückgegangen, nicht nur wegen der eingestellten Förderung, sondern auch wegen hoher Unterhaltskosten, schwankender Preise und der immer noch nicht ausreichenden Lade-Infrastruktur. Die Reichweitenangst bleibt ein Thema und der schnelle technische Fortschritt kann dazu führen, dass heute gekaufte Neuwagen in wenigen Jahren veraltet sind und entsprechend an Wert verlieren. All das führt zu einer Zurückhaltung der Käufer.
Die technikbegeisterten und meist gut betuchten Early Adopter sind inzwischen versorgt. Jetzt müssen die Kunden überzeugt werden, die ein E-Auto nicht aus Umweltschutzgründen kaufen, sondern weil sie ein Alltagsgefährt für die Fahrt zur Arbeit und zum Einkaufen brauchen. Diese sind oft kritischer und stellen andere Anforderungen an die Autos. Doch gerade sie stellen die breite Masse dar und sie müssen überzeugt werden, wenn die Verkehrswende gelingen soll.
Bis zum geplanten Verbrenner-Aus 2035 sind es noch mehr als zehn Jahre. Bis dahin wird das Ladenetz sicher dichter sein, werden bestimmt E-Autos mit größerer Reichweite und kürzeren Ladezeiten auf dem Markt sein und demzufolge auch mehr Menschen von Elektroautos überzeugt sein. Das heißt nicht, dass es nicht noch viel Arbeit gibt. Sowohl die Politik als auch die Autoindustrie müssen das Ihre dazu beitragen, der Technik zum Durchbruch zu verhelfen.
Die Elektromobilität ist ein wichtiges Thema auf der Automobilwoche Konferenz am 22. Februar in München. Andreas-Christoph Hofmann, Vice President Marketing und Produkt von Hyundai Motor Europe, spricht über das Thema "EVs in Europa: Übergang vom First Mover zum Fast Follower Markt". Nach dem Vortrag besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Mehr erfahren
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