Volkswagen prüft Abriss von Fernsehturm in Hannover

In seiner melancholischen Hannover-Ballade "Was wird aus Hannover" besingt der deutsche Indie-Musiker Thees Uhlmann unter anderem die Band Scorpions, das Niedersachsenstadion und einen Turm am Bahnhof, der für Nutzfahrzeuge wirbt. Wie lange dieser jedoch noch fest zur niedersächsischen Landeshauptstadt gehört, wie die legendäre Rockband und die Heimat des Fußballklubs Hannover 96, ist plötzlich fraglich. Eigentümer Volkswagen Nutzfahrzeuge prüft offenbar einen Abriss des historischen Fernsehturms von 1959, der sich seit 2000 im Besitz des Unternehmens befindet. Grund seien die Sparmaßnahmen innerhalb des VW-Konzerns.

Nach einer Recherche der "Neuen Presse" führt VWN seit einigen Monaten Gespräche mit der Stadtverwaltung über einen Rückbau des 141 Meter hohen Turms im Stadtzentrum. Die Verwaltung stemme sich allerdings gegen einen möglichen Abriss des Fernsehturms, der Volkswagen nach Informationen der "Neuen Presse" jährlich Unterhaltskosten in Millionenhöhe verursache. Volkswagen Nutzfahrzeuge hat seit 1956 seinen Hauptsitz in Hannover. Im Werk in Hannover-Stöcken arbeiten rund 15.000 Menschen. 

Im Jahr 2000 erwarb Volkswagen Nutzfahrzeuge den Turm an seinem Stammsitz und nutzte ihn als weithin sichtbare Werbefläche. Der Schriftzug "Nutzfahrzeuge" unterhalb der drei riesigen VW-Logos oben am Turm drehte sich sogar, bis die dafür erforderliche Mechanik irgendwann kaputtging und aus Kostengründen nicht mehr repariert wurde. Schon seit 1992 ist das Gebäude ohne offizielle Funktion, die Telekom errichtete im Stadtteil Groß-Buchholz einen 282 Metern hohen Nachfolgeturm ("Telemax"), der die Aufgaben des im Volksmund "Telemoritz" genannten alten Sendemasts in Bahnhofsnähe übernahm.

Wie die "Neue Presse" weiter berichtet, soll VWN in den vergangenen Monaten versucht haben, einen Käufer für den Turm zu finden, was sich aber wegen der hohen Kosten nicht habe umsetzen lassen. Zweite, und nun vorangetriebene, Option sei der Abriss des "Telemoritz". Das Unternehmen bestätigte gegenüber der Automobilwoche Gespräche mit der Stadtverwaltung in Hannover.

Fakt ist: Volkswagen und auch die Nutzfahrzeug-Sparte müssen Kosten senken. Vor Weihnachten wurden die Eckpunkte eines Milliarden-Sparpakets verabschiedet, zu dem alle Konzernmarken beitragen sollen. Auch die Immobilien des Konzerns stehen verstärkt auf dem Prüfstand. Doch gegen den Abriss des alten Fernsehturms in Hannover, der ohnehin nur über einen millionenschweren Rückbau möglich wäre, da das Gebäude mitten in dicht besiedeltem Gebiet steht, formiert sich in der Landeshauptstadt schon massiver Widerstand.

Daniel Gardemin, Fraktionschef der Grünen im Rat der Stadt Hannover, sagt der "Neuen Presse": "Hannover muss aufpassen, dass wir nicht ein Wahrzeichen nach dem anderen abreißen." SPD-Fraktionschef Lars Kelich: "VW hat vor 25 Jahren eine Verantwortung übernommen. Es geht auch um ein Bekenntnis zum Standort Hannover." Wegen der vielen baulichen Veränderungen am alten Fernsehturm seit dem Ende seiner offiziellen Nutzung 1992 steht das Gebäude nicht unter Denkmalschutz. Hannoveraner Politiker wollen jetzt eine erneute Prüfung erwirken.

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