In der Aufarbeitung der Dieselkrise eskaliert der Streit zwischen dem VW-Konzern und dem Volkswagen- und Audi-Partnerverband. Aktueller Brandbeschleuniger ist ein Interview von Verbandsobmann Dirk Weddigen von Knapp, das der 62-Jährige dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" gab. Die Überschrift des Drei-Seiten-Stücks in der am 16. September erscheinenden Ausgabe 38 lautet "VW lässt uns im Stich" und veranlasste den Wolfsburger Fahrzeughersteller vorab zu einer geharnischten Protestnote.
In dem Gespräch mit dem Hamburger Blatt geht Weddigen von Knapp mit VW hart ins Gericht. "Wir haben einen Skandal, und wie der Konzern damit umgeht, das ist unglaublich", lässt der Funktionär etwa wissen. "Herr Müller spricht kein Wort mit uns", sagt er im Hinblick auf den Vorstandsvorsitzenden von VW, Matthias Müller. Ein vor drei Wochen an Herbert Diess, den Markenchef von VW Pkw, gesandter Brief, in dem der Partnerverband Forderungen auf Schadensersatz annonciert hat, sei bis dato unbeantwortet geblieben.
"Die größten Sorgen" bereiten den VW-Händlern laut Weddigen von Knapp Rückläufer aus Leasingverträgen: "Die Preise für gebrauchte Diesel gehen nach unten", teilt er mit – und stellt hernach eine konkrete Rechnung auf: "Wenn der Händler es überhaupt schafft, so einen Rückläufer gleich zu verkaufen, macht er heute je nach Typ bis zu 3000 Euro Verlust gegenüber dem Restwert, mit dem er das Auto vor der Dieselkrise kalkuliert hatte".
Für Audi hält Weddigen von Knapp Lob und Tadel bereit. Zwar ersetze die Ingolstädter Premiummarke den Händlern etwaige Gerichtskosten bereits nach der ersten Instanz: "Das ist fair. VW macht das nicht". Andererseits wolle Audi jetzt einen neuen Händlervertrag durchdrücken, der die Partner vom wichtigen Geschäft mit Großkunden abschneiden könnte. Der Verbandsfunktionär: "Das läuft mit uns nicht".