VinFast will es noch mal wissen

Seit den ersten An­kündigungen 2021 hat der vietna­mesische Hersteller VinFast für seinen Marktstart in Europa zahl­ reiche Ziele nicht erreicht und nach hinten verschoben. Nun ist die Marke nach eigenen Angaben so weit, erste Fahrzeuge deut­schen Kunden zu übergeben.

„Wir schließen aktuell die notwen­digen Vorbereitungen ab, um im Dezember erste Modelle des VF 8 an Kunden auszuliefern“, teilte VinFast auf Anfrage der Auto­mobilwoche mit. Der ehrgeizig gestartete Her­steller liegt zwei Jahre hinter dem Zeitplan, das elektrische SUV VF8 in Europa in Kundenhand zu geben. Offen ist ohnehin, ob überhaupt ein ernsthaftes Inte­resse an den mithilfe deutscher Zulieferer entwickelten Stromern besteht.

Weltweit hätten schon im ver­gangenen Jahr rund 65.000 Kun­den einen VF8 oder das größere Schwestermodell VF9 reserviert, sagt VinFast. Inzwischen gibt das Unternehmen keine Zahlen über Auftragsbestände mehr bekannt. Auf Nachfrage der Automobilwoche wollte sich der vietnamesische Hersteller nicht zum aktuellen Auftragsbestand in Europa äußern. Man sei seit dem 2. November dabei, die zahlreichen Reservie­rungen in fixe Bestellungen umzuwandeln.

Was aber bekannt ist: VinFast verkauft weltweit in diesem Jahr kaum Autos. Nach eigenen Anga­ben setzte der neue Hersteller in den ersten drei Quartalen 19.715 Elektrofahrzeuge ab. 7000 davon allerdings an eine vietnamesische Taxi­Firma, die zur Vingroup gehört. Der Mischkonzern ist Eigentümer von VinFast. In den USA, wo VinFast bereits Ende 2022 an den Start ging, wurden in der ersten Jahreshälfte 2023 nach Zah­len von S&P Global Mobility nur 137 Stromer neu zugelassen. Das Unternehmen will mit günstige­ren Modellen Tesla Konkurrenz machen und bietet zudem an, die Batterie monatlich zu mieten.

Der schleppende Start wirkt sich auf den Aktienkurs aus. Im August war VinFast unter großer medialer Aufmerksamkeit im SPAC­-Verfahren an der US­-Börse Nasdaq gestartet. Nach einer kurzen Hochphase – zeitweise war das Unternehmen mehr wert als Ford – brach der Kurs inzwi­schen um mehr als 60 Prozent ein. Durch den Börsengang mit­hilfe der Börsenhülle Black Spade Acquisition umging VinFast die aufwendigen Prüfverfahren vor
einem Börsengang in den USA, die sonst bis zu drei Jahre dau­ern können. Es wurde aber nur ein kleiner Teil an die Börse gebracht. Rund 99 Prozent der Anteile gehören dem vietname­sischen Unternehmer Pham Nhat Vuong, dem reichsten Mann des Landes.

In Deutschland will VinFast zumindest sichtbar sein. In Berlin residiert der Hersteller direkt an der Friedrichstraße. Dazu eröff­neten inzwischen fünf weitere Showrooms der Marke in ande­ren Teilen Deutschlands. „2023
haben wir sechs VinFast­-Stores in Frankfurt, Berlin, München, Ham­burg, Köln und Oberhausen eröff­net. Unser Bekenntnis zum europäischen Markt steht“, teilte das Unternehmen der Automobil­woche mit.

Allerdings: Wenige Kunden verirren sich bislang in die edel gestalteten Showrooms in besten Innenstadtlagen. Die Fluktuation unter der europäischen Beleg­schaft soll hoch sein. VinFast beeindruckt das wenig. Man halte an dem Plan fest, in diesem Jahr weltweit 50.000 Elektroautos aus­zuliefern, heißt es vom Unterneh­men. Es dürfte ein herausfordern­des Ziel sein.

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau von Vinfast bis 2025