So kann man sich irren. Nach dem Berliner Dieselkrisentreffen von Politik und Wirtschaft im Sommer 2017 lobte der damalige Verkehrsminister Alexander Dobrindt: „Wir haben auf dem heutigen Gipfel versucht, Fahrverbote zu verhindern, und das ist uns gelungen.“ Gut ein Jahr später führt Andreas Scheuer das Ministerium – und jetzt stehen selbst in der deutschen Hauptstadt Fahrverbote für schmutzige Selbstzünder an.
Auch die Topmanager der deutschen Autohersteller lagen schief. Öffentlich schauten der damalige VW-Vorstandsvorsitzende Matthias Müller, BMW-Chef Harald Krüger und Daimlers Boss Dieter Zetsche zwar mürrisch in die Kameras. Hinter den Kulissen aber frohlockten ihre Lobbyisten: Verpflichtende Hardware-Nachrüstungen älterer Diesel auf breiter Front schienen abgewendet. Um die Luft in NOx-belasteten Städten zu verbessern, sollten simple Software-Updates der fraglichen Motoren genügen. Ein gewaltiger Trugschluss.
Nach der jüngsten Entscheidung des zuständigen Koalitionsausschusses muss die Industrie umsteuern. In 14 deutschen Regionen, die mit Schadstoffen massiv belastet sind, werden die Halter ihre betagten Euro-4- und Euro-5- Dieselfahrzeuge mit Prämien gegen saubere Neuwagen umtauschen können. Bei Mercedes und VW umfassen die Umtauschprogramme sogar Diesel von Euro 1 bis Euro 5.