Der Bot ist ihr Freund

Porsche ist für viele Studenten technischer Berufe der Traumarbeitgeber schlechthin. Das sehen auch Daniel Rösch und Kevin Dees so. Und doch gibt es für sie eine berufliche Aufgabe, die sie noch mehr reizt: Ihr eigenes Ding machen und mit ihrem Chatbot Branche um Branche erobern.

Angefangen hat es für die beiden Gründer aus Würzburg mit einem Praktikum bei Porsche, im Bereich Connected Car. Doch die Würzburger Studenten befassten sich nicht nur mit dem vernetzten Auto, sondern entwickelten auf eigene Faust einen Chatbot, den sie der Personalabteilung präsentierten. Das kam an. Die Porsche-Personaler nutzen den Chatbot nun im Facebook Messenger, um Studenten und Jobeinsteigern in deren Sprache Kerninfos zu freien Stellen und Einstiegsprogrammen zu vermitteln.

Mit Erfolg, wie die Auszeichnung zeigt, die Porsche damit bei den HR Excellence Awards 2017 gewonnen hat. Für Rösch und Dees, die ihre Studienkollegen Tobias Gansler und Michelle Skodowski mit ins Boot geholt und das Start-up Botfriends gegründet haben, war damit auch schon der erste Botfriends-Kunde gefunden. „Porsche ist als Kunde zu uns mitgegangen. Dafür sind wir Porsche sehr dankbar“, sagt Daniel Rösch.

Und die ersten Kontakte zu weiteren Kunden aus der Autobranche hat das umtriebige Quartett auch schon geknüpft. Mit einem weiteren Autobauer und einem Zulieferer ist man im Gespräch. Ohnehin sind die Würzburger nicht nur auf die Autoindustrie geeicht, sie haben auch schon für die Modekette S.Oliver einen Chatbot entwickelt.

Egal welche Branche, eines bleibt für die Botfriends immer gleich: „Der Bot ist am Anfang immer wie ein Baby, dem man Schritt für Schritt etwas beibringt“, sagt Kevin Dees. Bei Porsche haben sie ihr digitales Baby zuerst mit einem Katalog häufig gestellter Fragen gefüttert, ergänzt um Infos von der Webseite. Dann lernt der Bot vor allem aus seinen Fehlern, wenn er also mit seinem Latein am Ende ist und den Nutzer zu einem Menschen weiterschicken muss. „Porsche war es von Beginn an wichtig, dass die Fragenden jederzeit zu einem Mitarbeiter wechseln können“, sagt Dees. Wir häufig dies noch nötig ist, wissen die Würzburger allerdings nicht genau.

Sie überprüfen aber jedes Chatprotokoll, um die Qualität und den Lernerfolg ihres Systems sicherzustellen und steigern zu können. Dabei helfen auch die richtigen Antworten der Maschine, die auf Basis der künstlichen Intelligenz von Google arbeitet.

Den Bot zu überwachen kann nicht schaden, wie Microsoft im Jahr 2016 schmerzlich lernen musste. Der Softwarekonzern ließ auf Twitter den weiblichen Teenie-Bot „Tay“ auf die Nutzer los. Microsoft wollte damit herausfinden, wie künstliche Intelligenz im Alltag lernen kann. Der Bot lernt aber aufgrund der Kommunikation mit den Nutzern. Und da lernt er nicht nur Dinge, die im Sinne des Erfinders sind. Tay entwickelte sich so nach und nach zum Misanthropen und Nazi. Microsoft musste bei Tay vorzeitig den Stecker ziehen.

Das soll den Botfriends nicht passieren. Die vier Würzburger Studenten, denen zum Abschluss nur noch die Bachelor-Arbeit fehlt, haben ihre Zukunft fest ihrem Start-up verschrieben: „Wir mieten uns ein Büro in Würzburg, um unser Start-up ab März in Vollzeit voranzubringen“, sagt Rösch und fügt hinzu: „Dann stehen die Einstellungen erster Mitarbeiter an. Praktikanten haben wir schon – obwohl wir vor einem Jahr noch selbst Praktikanten waren.“

Namen der Gründer: Daniel Rösch (Produkt), Kevin Dees (Kundenerfolg), Tobias Gansler (Technologie), Michelle Skodowksi (Marketing)

Name des Start-ups: Botfriends

Geschäftsidee: Chatbots nach Kundenbedürfnissen programmieren

Story zur Idee: Rösch und Dees haben auf eigene Faust im Praktikum bei Porsche ihren ersten Chatbot entwickelt und der Personalabteilung vorgestellt.

Unternehmenssitz: Würzburg

Anzahl der Mitarbeiter: Die vier Gründer, Einstellungen sind geplant