Der Verkäufer ist derzeit der ärmste Tropf, der die Suppe auslöffelt. Das sagen die Chefs von Autohäusern – unisono.
„Über aktuelle Entscheidungen zu Dieselfahrverboten brauche ich mich gar nicht mehr selbst zu informieren“, meint ein Verkäufer der Marke Alfa Romeo in Frankfurt. „Denn wenn mein Telefon durchläutet, weiß ich sofort, wie der jeweils letzte Richterspruch lautet.“ An den Verkauf von Autos ist dann in den nächsten Tagen nicht zu denken.
Etwas sarkastischer drückt es sein Kollege in München bei der bayerischen Premiummarke aus: „Ich bin hier mittlerweile die Disponentin.“ Er läuft permanent Unterschriften von Kunden hinterher, die ihr Fahrzeug schon vor dem 1. September bestellt haben. Und das nur deshalb, weil sich die WLTP-Werte marginal verändert haben. Das hat allerdings den Vorteil, dass er den DSGVO-Kram gleich miterledigen kann.
Dass bei BMW derzeit auch noch Tausende von Einzelzulassungen vorgenommen werden, macht die Sache nicht besser, belegt aber zumindest den Willen des Herstellers, den Kunden doch noch halbwegs zufriedenzustellen.
Ob das immer gelingen kann, darf bezweifelt werden, vor allem, wenn beim Autokäufer Vorfreude in Frust umschlägt. Das zeigte mir die Reaktion eines Geschäftsführers, dem fünf Tage vor dem fest vereinbarten Auslieferungstermin für seine neue E-Klasse mitgeteilt wurde, dass dieser auf unbestimmte Zeit verschoben ist. Das Dumme ist nur, ohne Auto gibt es auch kein „Hey Mercedes“, kein Sprachsystem zur Steigerung der Wohlfühl-Experience. Sonst könnte man ja einfach diese virtuelle Dame nach demLiefertermin fragen.
Aber auch ihre Antwort würde wohl lauten: „Tut mir leid, das kann ich Dir nicht beantworten.“ In jedem Fall verfügt sie aber über die künstliche Intelligenz zu sagen: „Frage mich doch bitte nach dem Wetter morgen in Stuttgart.“
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