Vor neun Monaten lautete die Frage an dieser Stelle: Kommt nach dem Brexit der Dixit? Dabei spielte das Bombardement auf den Diesel, wie jüngst bei Audi und Renault wieder gut inszeniert, gar keine Rolle. Doch nach wie vor gelingt es der Autobranche nicht, eine wirkungsvolle Strategie zu entwickeln, um sich nicht länger von Politikern, Ministerien und Umweltverbänden durch die Manege treiben zu lassen. Aktuelles Beispiel: das Diesel-Fahrverbot in Stuttgart. Dort tragen Dieselautos mit rund sechs Prozent zur Feinstaubbelastung bei. Soziale und ökonomische Argumente gegen ein Fahrverbot gibt es zur Genüge. Stattdessen bleiben Industrie und Verbände beim Motto: „Jeder nach seiner Façon.“ Oliver Blume, der Porsche-Chef, zeigt Verständnis, weil der wirtschaftliche Schaden für Porsche gering ist. Zum Glück hatte sich Wendelin Wiedeking lange standhaft geweigert, einen Diesel in den Cayenne zu hieven, und ohnehin haben sie derzeit bei Porsche zu wenig Parkplätze für Pendler. Daimler-Lenker Dieter Zetsche lässtwenigstens seine Mitarbeiter wissen, dass er Fahrverbote in Stuttgart für keine gute Lösung hält. Volkswagen-Chef Matthias Müller will gleich seinen Erfahrungsvorsprung beim Umrüsten nutzen. Und Bosch-Chef Volkmar Denner zeigt wie immer klare Kante bei der Argumentation für die Effizienz des Selbstzünders. Immerhin hängen beim Zulieferer rund 50.000 Jobs am Diesel. Obwohl Denners Vorgänger Franz Fehrenbach zum engsten Beraterkreis des Ministerpräsidenten gehört, zeigt sich Winfried Kretschmann noch beratungsresistent.
Womöglich hilft da der Blick zurück. Bereits 1698 war dem Magistrat klar, dass Stuttgart an der falschen Stelle erbaut wurde. Und 1844, so ebenfalls nachzulesen beim Amt für Umweltschutz der Landeshauptstadt Stuttgart, berichtete der Dichter Nikolaus Lenau in einem Brief an seine Geliebte vom „verdammten Kloakental“, in dem die „Luft nichts anderes als die Ausdünstung des Teufels“ sei. Zu dieser Zeit allerdings war Rudolf Diesel noch gar nicht geboren.