Schon 2011 zeigte eine repräsentative Allianz-Studie in Deutschland, Österreich und der Schweiz, dass beim Autofahren häufig mit dem Handy telefoniert und getextet wird. Diese Beobachtung kann man seit Jahren auch unschwer selbst im Straßenverkehr beim Blick in viele Fahrzeuge machen. Es verwundert also nicht, dass die Smartphone-Nutzung Unfallursachen wie zu schnelles Fahren und Alkohol am Steuer längst auf die Plätze verwiesen hat. Die Zahl der ablenkungsbedingten Verkehrsunfälle steigt.
Schätzungsweise jeder zehnte Verkehrstote in Deutschland geht darauf zurück. Besagte Allianz-Studie wurde kürzlich durch eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag von Dekra untermauert: Mehr als 55 Prozent der Autofahrer nutzen ihr Smartphone hin und wieder am Steuer. Darüber hinaus ermittelte die Sachverständigenorganisation durch eine Verkehrsbeobachtung von 15.000 Fahrern, dass zu jedem beliebigen Zeitpunkt sieben Prozent von ihnen durch ihr Handy vom Fahren abgelenkt waren. Es war also höchste Zeit, dass der Gesetzgeber die Strafen für aktive Smartphone-Nutzung im Fahrzeug drastisch erhöht hat.
Dass dies allerdings volle sechs Jahre gedauert hat, zeigt, wie sehr der Staat auch hier mit dem Tempo digitaler Entwicklungen überfordert ist. Eine Reaktion der Politik auf Unfälle durch teilautomatisiertes Fahren, das wir bereits aus aktuellen Fahrzeugmodellen kennen, darf man dann voraussichtlich frühestens 2023 erwarten. Denn was bitteschön unterscheidet die Gefährdung durch ein Smartphone von der durch einen Lenkassistenten, der sich auf der Autobahn trotz guter Fahrbahnmarkierungen alle zwei Kilometer ohne Vorwarnung verabschiedet? Nichts.
Das ist pure Ablenkung des Fahrers durch den permanent erzwungenen Blick auf die Leuchtanzeigen im digitalen Cockpit. Wenn der Appell von Dekra „Hände ans Lenkrad – Augen auf den Verkehr“ gelten soll, dann dürften die Prüforganisationen Typgenehmigungen für derartige Lenkassistenten nicht erteilen. Oder halbautomatisierte „Lenkablenkungsassistenten“ dürften nur im stehenden Fahrzeug genutzt werden.
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