München. "Stefan Knirsch ist mit dem Konzern und dertechnischen Entwicklung gut vertraut." So lauteten Rupert Stadlers Worte zum Amtsantritt des Audi-Entwicklungsvorstands zu Beginn dieses Jahres. In der jüngsten Ausgabe des Audi-Technologie-Magazins präsentierte man Knirsch im Editorial noch hochglanzlackiert im Vollformat. Das Interview mit dem Technikchef stand unter dem Motto "Neue Spielräume für Kreativität". Doch schon ist der Klarlack ab. Für Stadler ist es jetzt einmal ein Vorteil, kein Ingenieur zusein.
Dennoch hat der Audi-Chef nun zwei Probleme und ein Dilemma: Die Glaubwürdigkeit in den Verhandlungen mit den Staatsanwälten in den USA ist nicht gerade größer geworden. Und dass mit Michael Dick, Wolfgang Dürheimer, Ulrich Hackenberg und besagtem Knirsch seit 2012 vier Chefentwickler die Marke verlassen haben, ist zwar ein weiterer Rekord für die vier Ringe. Doch für die Kontinuität und technische Weiterentwicklung ist dies nicht sehr vorteilhaft, gerade in disruptiven Zeiten. Noch dazu wo BMW und Mercedes den Vorsprung durch Technik schwinden lassen.
Stadlers Dilemma ist, dass er die Stelle eigentlich nicht mehr aus den eigenen Reihen besetzen kann. Denn wer glaubt noch die Geschichte mit der "Handvoll" Ingenieure bei Volkswagen, die bei der "Diesel-Thematik" involviert gewesen sein sollen? Gar nicht auszumalen, wenn der nächste Entwicklungschef auch nicht ganz die Wahrheit sagen sollte, wie man es Knirsch jetzt vorwirft.