München. Am Bandabschnitt 3 in der Montage von A4, A5 und Q5 steht so ein Roboter. Sicherheitssensoren verhindern, dass er den Menschen zu nahe kommt. Am Arm trägt er 3-D-Kamera und Sauggreifer. Er fasst in eine tiefe graue Kiste und holt sich einen Kühlmittelausgleichsbehälter. Löst der Mitarbeiter neben ihm ein Signal aus, gibt der Roboter das Teil weiter. Bei Audi sind in den beiden deutschen Fabriken mehrere Leichtbauroboter im Einsatz. Nun will der Hersteller die Mensch-Roboter- Kooperationen (MRK) ausbauen. Nächster Einsatzort ist Brüssel, weitere Werke sollen folgen. „Auch bei VW laufen Untersuchungen, wie MRK eingesetzt werden kann“, so Johann Hegel, Leiter Technologieentwicklung Montage bei Audi. BMW lässt Mensch und Maschine seit Herbst 2013 in der Serienfertigung gemeinsam arbeiten. Allerdings in den USA, wo die Sicherheitsbestimmungen einfacher zu erfüllen sind. In der Montage des X3 im Werk Spartanburg helfen Roboter, die Türinnenseite zu isolieren. „Uns geht es darum, die Menschen in ihrer Arbeit zu unterstützen“, sagt Stefan Bartscher vom Innovationsmanagement Produktion. „Wir wollen nicht alles einsetzen, was technisch möglich ist. Die Ergonomie steht im Vordergrund.“ Der Mensch muss sich künftig nicht mehr tief bücken, auch Überkopfarbeiten übernimmt der technische Freund. Doch es geht nicht nur um ergonomische Aspekte, die alle Autohersteller gerne als Grund für den Einsatz von Leichtbaurobotern anführen.
Qualität und Flexibilität
„Der zweite Treiber ist die Qualität“, erläutert Bartscher. Wenn eine Tätigkeit über einen ganzen Tag ausgeübt wird, steigt die Belastung, die Konzentration des Mitarbeiters kann sinken – und darunter leidet die Qualität. Eine Maschine hingegen ist konstant präzise. Ein dritter Faktor für BMW ist die steigende Flexibilität. Ein Leichtbauroboter kann schnell an anderer Stelle eingesetzt werden. BMW arbeitet bei dem USProjekt mit dem Zulieferer Universal Robots zusammen. Im Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) werden Leichtbauroboter von Firmen wie Gomtec und Kuka in der Vorentwicklung getestet. Prototyp „Frieda“ und Kollegin „Roberta“ kurven durch die Labore. In den Werken Regensburg, Leipzig und Dingolfing laufen Pilotprojekte, „um das Thema Sicherheit in der Robotik generell weiterzuentwickeln“, so Bartscher. Daimler hat 2009 in einem Pilotversuch Leichtbauroboter eingeführt. Im Mercedes-Werk Untertürkheim wurden mit ihrer Unterstützung mehr als 500.000 Hinterachsgetriebe gebaut. In einer Kooperation mit Kuka von 2012 bis 2014 „wurden weitere Erfahrungen mit dem sensitiven Leichtbauroboter gesammelt, die Ausgangsbasis für den erfolgreichen Einsatz in der Serienfertigung waren“, sagt Michael Zürn, Leiter Verfahrensentwicklung Fertigungstechnik bei Daimler. Die Roboter werden in Untertürkheim seit 2013 serienmäßig eingesetzt. Eines versichern alle Hersteller: Die Maschine werde den Menschen auch auf lange Sicht nicht ersetzen. Bei der Feinmotorik bleibe der Mitarbeiter dem Roboter überlegen.