München. Mit seinen jüngsten „Insights in neue Forschungserkenntnisse“ sorgt Stölzle nun wieder für Aufsehen. Neben „wirtschaftlichen Performance-Komponenten“ sollten Materialwirtschaftler in der Autoindustrie dringend „zugleich ökologische und soziale Nachhaltigkeit in logistischen Geschäftsbeziehungen fördern“, ist der Professor überzeugt. Der Hintergrund ist klar: In einer Zeit, in der die Pkw-Bauer mit enormem Aufwand um jedes Gramm CO2 weniger bei den Emissionen ihrer Neuwagen kämpfen, rückt zwingend die Umweltverträglichkeit auch entlang der Lieferketten immer stärker in den Blickpunkt. Doch die überfällige Versöhnung von Ökonomie und Ökologie ist beileibe nicht die einzige Herausforderung, vor der Auto- Logistiker derzeit stehen. Der Trend zum Outsourcing eigener Dienstleistungen und harsche Optimierungsprogramme machen den Beteiligten vom Lageristen bis hinauf zum Im- und Exportcontroller selbst in erfolgsverwöhnten Großkonzernen zu schaffen. Auch die „Beschäftigten in der Logistik sehen sich von Verkauf, Verlagerung und Fremdvergabe bedroht“, heißt es etwa in einer internen Mahnung des Gesamtbetriebsrats von Daimler. „Die ganze Belegschaft arbeitet unter einem enormen Anspannungsgrad Effizienzdruck.“ Kein Wunder, dass sich Arbeitnehmervertreter und Management bei Opel und Porsche jüngst auf zeitgemäße Logistikkonzepte verständigt haben.
Vernetzung aller Beteiligten
Ein wichtiger Stellhebel war, ist und bleibt besserer Informationsaustausch: „Die Effizienz und Nachhaltigkeit einer Lieferkette steht und fällt mit der Kommunikation“, sagt Wolfram Schmid, Director Business Development Automotive beim Servicehaus Infor. „Um ihre Logistik nachhaltiger zu gestalten, benötigen Automobilunternehmen Lösungen, mit denen sich Prozesse und Mitarbeiter entlang internationaler Lieferketten vernetzen lassen.“ VW kann das bestätigen. Bei der jüngsten Betriebsversammlung im Werk Wolfsburg rügte der Betriebsrat „kritische Logistikprozesse, bei denen einzelne Einbauteile viel zu viele Kilometer vor der Montage zurücklegen“. Klare Ansage an die Führung: „Wir sehen uns in der Verantwortung, darauf zu achten, dass jetzt jeder seine Hausaufgaben macht.“